Jael Andra Benar
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Das Festjahr in Niedersachsen im Rückblick
Grenzenlos – Jüdische Kulturtage zwischen Harz und Heide
Im Rahmen des Festjahrs finden im August und September 2021 die Jüdischen Kulturtage zwischen Harz und Heide statt. Unter dem Motto „Grenzenlos“ erforschen die vielen Formate das Verbindende und das Grenzende in der Vielfalt jüdischen Lebens über Städte- und Ländergrenzen sowie über metaphorische und ideelle Grenzen hinaus.
Das Programm legt einen besonderen Schwerpunkt auf das Gespräch mit der heutigen jüdischen Gemeinschaft und auf die Vernetzung der zahlreichen Akteurinnen bzw. Akteure der Region. Es ist ein großes Anliegen des Israel Jacobson Netzwerkes, jüdische Perspektiven in die Gestaltung des Programms einzubeziehen. Im Festjahr bündeln die Jüdischen Kulturtage ein Programm von über 60 Veranstaltungen in der gesamten Region, die von unterschiedlichen Akteur*innen organisiert werden. Neben Ausstellungen, Führungen, Film- und Theaterveranstaltungen finden sich wissenschaftliche und populäre Formate, die den Reichtum und die Vielfalt jüdischer Kultur in Geschichte und Gegenwart beleuchten, im Programm wieder. Das Israel Jacobson Netzwerk steuert facettenreiche Veranstaltungen aus dem künstlerischen, touristischen, kulturellen, wissensvermittelnden oder politischen Bereich bei.
So reist die Bildhauerin Jael Benar mit ihrer mobilen Sukka (traditionelle jüdische Laubhütte) an verschiedene Orte in Braunschweig und spricht über queeres Judentum mit dem Historiker Jan Wilkens, über Corona in Israel mit Vladimir Levin vom Center for Jewish Art Jerusalem und über das Leben von jungen, nicht religiösen jüdischen Menschen mit osteuropäischen Wurzeln mit Anastassija Kononowa vom Projekt Tikkun. Jael Benar stellt dabei Institutionen vor, wie Meet a Jew, das Jüdische Filmfestival Berlin/Brandenburg und den Verein Stolpersteine für Braunschweig.
Darüber hinaus finden Fahrradtouren statt, wie zum Beispiel die Fahrradtour durch das jüdische Helmstedt und Schöningen, die durch die Innenstadt von Helmstedt über den Lappwaldsee zum Schöninger Friedhof mit einem Gedenkstein führt und u.a. Informationen zu Stolpersteinen vermittelt.
Zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur am 05. September 2021 öffnet der Laut Klub unter dem Titel AFTER SHABBAT seine Tore für einen Nachmittag mit Open Air Techno aus Israel von Gel Abril und Tropikal Camel. Gleichzeitig gewährt die Künstlerin Sarai Meyron mit ihrer Ausstellung „Art Life“ Einblicke in die Lebensweise einer jungen jüdischen Künstlerin in Deutschland.
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Noam Vazana
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Das Festjahr in Niedersachsen im Rückblick
Das Ensemble Concerto Foscari widmet sich seit vielen Jahren in der Gestaltung etlicher seiner Programme besonders jüdischen Themen. Dies ergibt sich unter anderem auch durch seinen musikalischen Leiter Alon Sariel, welcher aus Israel stammt und in Deutschland seinen Wohnsitz hat.
»Integration« ist das Thema, das Concerto Foscari in ganz unterschiedlichen Programmen bearbeitet und präsentiert. Dies ist keine graue Theorie für ein Ensemble, das sich aus Musiker*innen unterschiedlichster Nationen (wie Israel, Deutschland, Griechenland, Italien, Niederlande, Polen, Türkei, Japan und anderen Ländern) zusammensetzt.
Im Festjahr 2021 hat Concerto Foscari vier verschiedene Programme im Angebot, welche sich mit der Entwicklung der jüdischen Musik im deutschen und europäischen Raum befassen. Die Programme beleuchten auf unterschiedliche Weise die Vielschichtigkeit der Kompositionen und setzen sie in diverse Kontexte. Sie verweben europäische Musik- und Kulturgeschichte aus mehreren Jahrhunderten und zeigen die Verbindungen und den Austausch der Religionen und Kulturen zwischen Okzident, Orient und Judentum auf ihre historische Untrennbarkeit auf unserem Kontinent und in unseren Städten.
„Judeo alla turca“ thematisiert die sephardische Diaspora der iberischen Jüd*innen, die im späten 15. Jahrhundert im Norden Galiläas unter osmanischer Herrschaft ihre Kultur mit Neuem verschmolzen: Ladino Lieder, Cantigas, Romances und ausgewählte Musik aus dem sogenannten Maftirim Repertoire, dem jüdischen Mystizismus in Edirne, führen in eine heute kaum noch bekannte Welt. Die israelische Sängerin Noam Vazana, Gewinnerin des Sephardic Music Award 2017, wird die Zuhörer*innen am 19. Juli 2021 im Norbert-Prager-Saal der Jüdischen Gemeinde zu Hannover mitnehmen in ihre hypnotisierende Welt des Ladino, Lieder zwischen Freude und Leid.
Die Niederlande erleben im 17. Jahrhundert eine Blütezeit, die nicht umsonst den Namen das »Goldenen Zeitalter« trägt. Der wirtschaftliche Aufschwung, die kulturelle und politische Öffnung bescheren dem Land unermesslichen Reichtum und eine magnetische Anziehungskraft auf Menschen aller Nationen. Das Programm »Der Goldene Psalter« ist eine Reise durch dieses Zeitalter der Niederlande bis hinein in das Osmanische Reich, aber auch nach Niedersachsen, wo der flämische Calvinist Petrus Dathenus die Psalmen in niedersächsischer Sprache redigiert und veröffentlicht. Das Programm wird gespielt am 19. September 2021 in der Basilika St. Godehard zu Hildesheim, am 20. September 2021 in der Ev.-luth. Kirche St. Martini zu Stadthagen und am 26. September 2021 in der Forums-Kirche St. Peter in Oldenburg.
Das Religionsgespräch zwischen Juden und Christen im Leineschloss Hannover aus dem Jahr 1704 ist in seiner Gesprächsüberlieferung bis heute einzigartig. Concerto Foscari hat daraus das Programm »In Dialogo« entwickelt, in dem ausgewählte Passagen des Textes rezitiert und in einen Dialog zwischen kammermusikalischen Werken des jüdischen Komponisten Salamone Rossi und des in Wolfenbüttel wirkenden Johann Rosenmüller eingebunden sind. In Niedersachsen ist das Programm am 06. Juni 2021 im Scharoun-Theater in Wolfsburg zu hören.
Die kleine Residenzstadt Sulzbach-Rosenberg sorgt Mitte des 17. Jahrhunderts für Aufruhr in der europäischen Gelehrtenwelt. Der Dichter und Historiker Christian Knorr von Rosenroth möchte mit der Veröffentlichung seines Schriften-Kompendiums »Kabbala Denudata« den Beweis antreten, dass Kabbala und christliche Lehre einheitlichen Ursprungs sind. Mit der „Kabbala Denudata“ entsteht ein in seiner Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte einzigartiges Dokument zur jüdischen Mystik, das auf Texten jüdischer und christlicher Autoren basiert. Der Sohar (hebräisch: Glanz) ist ihr Magnum Opus. Die Gelehrtenwelt Europas bis hin zu Leibniz steht Kopf, die Mystik wird neu vermessen. Mit diesem Konzert begibt sich Concerto Foscari auf die Spuren zu den Herkunftsorten der Autoren und verbindet Musik aus Spanien über Großbritannien bis nach Galiläa. Am 03. Juli 2021 präsentiert Concerto Foscari im Dommuseum von Hildesheim ihr Programm „Corona Aurea“.
Quellennachweis:
„Eintausendsiebenhundert Jahre jüdisches Leben in Deutschland - Projekte zum Festjahr aus Niedersachsen“. Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Hannover, 2021. GBV
Autorenschaft:
Niedersächsische*r Landesbeauftragte*r gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens
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Simon Samuel Marx
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Gesa Shira Ederberg
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Gesa Ederberg wurde 1968 in Tübingen geboren. Sie studierte Physik und Judaistik und Evangelische Theologie in Tübingen, Bochum, Berlin, New York und Jerusalem. Nach einem Rabbinatsstudium am Schechter Institute in Jerusalem erhielt sie 2002 ihre Smicha (Ordination).
2002 gründete sie „Masorti e.V. – Verein zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens“ in Berlin, der u.a. Träger eines bilingualen Kindergartens in Berlin ist. 2018 gründete sie die „Jewish International School – Masorti Grundschule“ in Berlin. Von 2002 bis 2006 war sie Gemeinderabbinerin in Weiden in der Oberpfalz. Ederberg ist Autorin und Redakteurin verschiedener Publikationen, z.B. „Sympathie Magazin Judentum Verstehen“ (www.sympathiemagazin.de) und „Pluspunkt Deutsch“ für jüdische Zuwanderer (Cornelsen Verlag). Außerdem ist sie Vorstandsmitglied der internationalen „Rabbinical Assembly of Conservative/Masorti Rabbis“. Sie ist „Spiritual Advisor“ am Zacharias Frankel College zuständig und entwickelt mit muslimischen und christlichen Partnerinnen das Drei-Religionen-Kita-Haus in Berlin.
Gesa Shira Ederberg ist verheiratet und hat drei Kinder.
Quellennachweis:
Allgemeine Rabbinerkonferenz (zuletzt eingesehen am 03.08.2022)
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Moshe Navon
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Mosche Navon wurde im Jahre 1954 in Sibirien geboren. 1977 absolvierte er in Leningrad ein Studium der Industrieelektronik. Nach dem Umzug nach Israel heiratete er 1994 Miriam Bat Jossef. Er hat vier Söhne. Navon erhielt im Jahre 2002 von der Jerusalemer Universität den Doktortitel in Bibelwissenschaft. Gleichzeitig studierte er an angesehenen religiösen Lehranstalten, darunter dem orthodoxen Institut Machon Schalom Hartman und dem Hebrew Union College (HUC). 2007 bekam er die S'micha. Moshe Navon engagierte sich intensiv für die Wiedereinrichtung des Lehrstuhls der Judaistik an der Moskauer Staatsuniversität sowie für die Schaffung und Entwicklung jüdischer Gemeinden in Israel und den GUS-Staaten und Deutschland. Er arbeitete in internationalen jüdischen Bildungsprojekten und unterrichtete an den Universitäten Israels, den GUS-Staaten und Deutschland. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung bei der Wiederherstellung des russischsprachigen jüdischen Gemeindelebens kam er in Kontakt mit jüdischen Gemeinden in Deutschland. Bis 2020 war er Landesrabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg. Jetzt amtiert er als Gemeinderabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Bad Pyrmont.
Quellennachweis:
Allgemeine Rabbinerkonferenz (zuletzt eingesehen am 03.08.2022)
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Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bad Pyrmont e.V.
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Sara Frenkel
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Die heute in Antwerpen lebende Sara Frenkel musste als jüdische Polin von 1943 bis 45 Zwangsarbeit im VW-Werk Wolfsburg verrichten. Die Krankenschwester musste in einer so genannten „Ausländer-Pflegestätte“ Kinder von Zwangsarbeiterinnen betreuen, die den Müttern weggenommen worden waren. In diesen Einrichtungen lag die Kindersterblichkeitsrate bei 80-90%.
Quellennachweis:
IJN-Landkarte (zuletzt eingesehen am 03.11.2023)
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Hans Marburger
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Damm 37 war das Wohnhaus des beim Novemberpogrom 1938 ermordeten Hans Marburger. In der Straße befindet sich ein Denkmal für die jüdische Gemeinde Peine.
Quellennachweis:
IJN-Landkarte (zuletzt eingesehen am 07.11.2023)
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Harry Simon
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Israel Jacobson
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Jacobson wurde 1768 als Sohn des vermögenden Kaufmanns und Vorstehers der jüdischen Gemeinde in Halberstadt Israel Jacob (1729–1803) geboren. Er erhielt eine traditionelle jüdische Erziehung und sollte nach dem Wunsch seines Vaters Rabbiner werden. Im Alter von 19 Jahren heiratete er Minna Samson (22. Dezember 1767–4. Februar 1819), die Tochter des braunschweigischen Hoffaktors („Kammeragenten“) Herz Samson (1738–1794). Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernahm Jacobson sowohl dessen Bankgeschäfte als auch seine Aufgaben als Landesrabbiner des braunschweigischen Weserdistrikts. In dieser Funktion hatte er die Aufsicht über die in den Landstädten und Dörfern lebenden Schutzjuden und konnte seinen durch Reichtum und Ämter wachsenden Einfluss nutzen, um die Lebenssituation seiner Glaubensgenossen zu verbessern.
Jacobson war als Bankier sehr erfolgreich und weitete seine Tätigkeit bald über die Grenzen des Herzogtums Braunschweig hinaus aus als badischer Hoffaktor, hessen-darmstädtischer Kommerzienrat und mecklenburg-schwerinscher Finanzrat. Er befreundete sich mit Karl II. Wilhelm Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Fürst von Wolfenbüttel. Das Herzogtum Braunschweig wurde 1807 dem neugegründeten Königreich Westphalen unter Jérôme Bonaparte zugeschlagen, dem jüngsten Bruder Napoleons I. In dessen Verfassung wurde 1808 die staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden festgeschrieben. Da das Königreich die Kredite, die Jacobson auch ihm gewährte, nicht zurückzahlen konnte, wurde er mit Gütern aufgelöster Klöster und Niederlassungen des Deutschen Ordens entschädigt.
Erste Schule und Reformsynagoge
Im Selbststudium hatte Jacobson sich mit aufklärerischen Schriften, unter anderem auch von Moses Mendelssohn beschäftigt.
Als Landrabbiner des Weserdistrikts wurde er mit dem desolaten Zustand des jüdischen Schulwesens konfrontiert und errichtete 1801 in Seesen gegen den Widerstand der örtlichen christlichen Bevölkerung die Jacobsonschule, die 1804 bereits 46 jüdische Schüler zählte. Ab 1805 wurden auch christliche Kinder aufgenommen, die bei freier Kost und Unterkunft gemeinsam mit den jüdischen unterrichtet wurden. Die Jacobsonschule wurde damit zur ersten von Juden gegründeten Simultanschule Deutschlands.
1810 ließ Jacobson auf dem Schulgelände die weltweit erste Reform-Synagoge (Jacobstempel) erbauen. Sie war mit einer Orgel ausgestattet, damals eine Neuheit. Neben hebräischen Gebeten führte Jacobson hier auch deutschsprachige Gebete und Predigten ein.
Politisches Wirken
Jacobson setzte sich für die Beseitigung der die Juden diskriminierenden Bestimmungen ein, bemühte sich jedoch auch um die Förderung des Verständnisses zwischen Jüd*innen und Christ*innen und unterstützte Bedürftige beider Konfessionen. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass der Leibzoll, eine jahrhundertealte Judensteuer, 1803 im herzoglich braunschweig-lüneburgischen Fürstentum Wolfenbüttel abgeschafft wurde. 1804 erhielt er dort die vollen Untertanenrechte, 1805 das städtische Bürgerrecht und im Jahr 1807 die Ehrendoktorwürde der Universität Helmstedt. Sein Einsatz galt zunächst Braunschweig und Baden, ganz besonders aber dann dem Königreich Westphalen. 1806 richtete er eine Denkschrift zur Verbesserung des jüdischen Erziehungswesens an Kaiser Napoleon.
Als im Königreich Westphalen 1808 die jüdische Glaubensgemeinschaft (ca. 19.000 Personen) rechtlich den christlichen Kirchen gleichgestellt wurde, erhielt auch sie – analog zu den Kirchen der Reformation – ein israelitisches Konsistorium wie in den französischen Ländern als zentrale Aufsichts- und Verwaltungsbehörde. Israel Jacobson wurde ihr Präsident. Hier konnte er seine Vorstellungen zu einem aufgeklärten, assimilierten Judentum in die politische Praxis umsetzen. Er war inzwischen in die Residenz Kassel umgezogen. Als Präsident des jüdischen Konsistoriums eröffnete er ein Gebetshaus in Kassel, dessen Ritus demjenigen in Seesen ähnlich war, und förderte die Errichtung eines Seminars zur Ausbildung jüdischer Lehrer.
Darüber hinaus wurde er mit 135 von 165 abgegebenen Stimmen als Abgeordneter der Kaufleute und Fabrikanten des Oker-Departements in die Reichsstände, das Parlament des Königreichs Westphalen, gewählt. Auch wurde er 1812 zum Ritter des Ordens der Westphälischen Krone ernannt.
Lebensabend
Nach dem Sturz Jérôme Bonapartes lebte Jacobson seit 1813 in Berlin und wurde Mitglied der Gesellschaft der Freunde. Hier wurde er seitens der Orthodoxie stark angefeindet. Im Frühjahr 1815 richtete er in seinen Wohnräumen im Palais Itzig in der Burgstraße 25 eine Privatsynagoge nach reformiertem Ritus ein. Gegen Ende des Jahres wurde die Synagoge in das Haus des Zuckerproduzenten und Bankiers Jacob Herz Beer, Ehemann der Amalie Beer geb. Meyer Wulff, und Vater des Komponisten Giacomo Meyerbeer, verlegt. Prediger waren u. a. Karl Siegfried Günsburg, Eduard Kley, Leopold Zunz und Isaak Levin Auerbach. Die preußische Regierung unter dem Minister des Inneren Friedrich von Schuckmann, bei der sich orthodoxe Juden, aber auch der Oberregierungsrat für Bildung und Kirche im Kultusministerium Nicolovius beschwerten, war trotz eines königlichen Verbotes geneigt, eine Reformsynagoge im Haus Beer zu dulden. Doch dann untersagte eine Kabinettsordre Friedrich Wilhelms III. im Dezember 1823 die Gottesdienste endgültig mit der Begründung, „es solle keine neue Sekte gestiftet werden“
Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Israel Jacobson Jeanette Leffmann (1801–1874) aus einer Hannoveraner Bankiersfamilie. Er starb im Jahre 1828 in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee beigesetzt. Das Grab ist erhalten.
Quellennachweis:
Wikipedia Israel Jacobson (zuletzt eingesehen am 01.11.2023)
Israel-Jacobson-Preis
Seit 2001 vergibt die Union progressiver Juden in Deutschland den Israel-Jacobson-Preis. Der undotierte Preis wird in der Regel alle zwei Jahre verliehen, um herausragende Persönlichkeiten zu würdigen, die sich im Geist Israel Jacobsons um ein lebendiges Judentum der Moderne verdient gemacht haben.
Preisträger:
2001 Walter Homolka, Rabbiner
2003 Uri Regev, Rabbiner
2005 Walter Jacob, Rabbiner
2007 Henry G. Brandt, Rabbiner; Ernst Ludwig Ehrlich, Judaist und Historiker; William Wolff, Landesrabbiner
2010 Ruth Cohen, Ehrenpräsidentin der European Union for Progressive Judaism
2012 Leo Hepner, früherer Vorsitzender der European Union for Progressive Judaism; Jan Mühlstein, früherer Vorsitzender der Union progressiver Juden in Deutschland
2014 Heiko Maas (SPD), Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz
2016 Joel D. Oseran, Rabbiner, vormaliger Vizepräsident für Internationale Entwicklung der World Union for Progressive Judaism
2018 Bodo Ramelow (Die Linke), Ministerpräsident des Freistaates Thüringen
2020 Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen
Israel-Jacobson-Jubiläumsplakette
Zum fünfundzwanzigsten Gründungsjubiläum der Union progressiver Juden erhielten verdiente Pioniere des Liberalen Judentums 2022 die Jubiläumsplakette.
Unter den Plakettenempfängern sind:
Klara Behnke, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde zu Bad Pyrmont
Larisa Korshevnyuk, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg
Gedenktafel
Im Juli 2010 wurde in Berlin am Ort von Jacobsons ehemaligem Wohnhaus eine von der Stadt Seesen gestiftete Gedenktafel zu Ehren Jacobsons enthüllt.
Israel-Jacobson-Netzwerk
Am 6. April 2016 wurde in Braunschweig das Israel-Jacobson-Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. gegründet. Das Ziel seiner Mitglieder aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur ist es, das Bewusstsein für die Geschichte der jüdischen Kultur im südöstlichen Niedersachsen zu stärken.
Quellennachweis:
Wikipedia Israel Jacobson (zuletzt eingesehen am 17.11.2023)
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Johann Rosenmüller
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Das Festjahr in Niedersachsen im Rückblick
Das Ensemble Concerto Foscari widmet sich seit vielen Jahren in der Gestaltung etlicher seiner Programme besonders jüdischen Themen. Dies ergibt sich unter anderem auch durch seinen musikalischen Leiter Alon Sariel, welcher aus Israel stammt und in Deutschland seinen Wohnsitz hat.
»Integration« ist das Thema, das Concerto Foscari in ganz unterschiedlichen Programmen bearbeitet und präsentiert. Dies ist keine graue Theorie für ein Ensemble, das sich aus Musiker*innen unterschiedlichster Nationen (wie Israel, Deutschland, Griechenland, Italien, Niederlande, Polen, Türkei, Japan und anderen Ländern) zusammensetzt.
Im Festjahr 2021 hat Concerto Foscari vier verschiedene Programme im Angebot, welche sich mit der Entwicklung der jüdischen Musik im deutschen und europäischen Raum befassen. Die Programme beleuchten auf unterschiedliche Weise die Vielschichtigkeit der Kompositionen und setzen sie in diverse Kontexte. Sie verweben europäische Musik- und Kulturgeschichte aus mehreren Jahrhunderten und zeigen die Verbindungen und den Austausch der Religionen und Kulturen zwischen Okzident, Orient und Judentum auf ihre historische Untrennbarkeit auf unserem Kontinent und in unseren Städten.
„Judeo alla turca“ thematisiert die sephardische Diaspora der iberischen Jüd*innen, die im späten 15. Jahrhundert im Norden Galiläas unter osmanischer Herrschaft ihre Kultur mit Neuem verschmolzen: Ladino Lieder, Cantigas, Romances und ausgewählte Musik aus dem sogenannten Maftirim Repertoire, dem jüdischen Mystizismus in Edirne, führen in eine heute kaum noch bekannte Welt. Die israelische Sängerin Noam Vazana, Gewinnerin des Sephardic Music Award 2017, wird die Zuhörer*innen am 19. Juli 2021 im Norbert-Prager-Saal der Jüdischen Gemeinde zu Hannover mitnehmen in ihre hypnotisierende Welt des Ladino, Lieder zwischen Freude und Leid.
Die Niederlande erleben im 17. Jahrhundert eine Blütezeit, die nicht umsonst den Namen das »Goldenen Zeitalter« trägt. Der wirtschaftliche Aufschwung, die kulturelle und politische Öffnung bescheren dem Land unermesslichen Reichtum und eine magnetische Anziehungskraft auf Menschen aller Nationen. Das Programm »Der Goldene Psalter« ist eine Reise durch dieses Zeitalter der Niederlande bis hinein in das Osmanische Reich, aber auch nach Niedersachsen, wo der flämische Calvinist Petrus Dathenus die Psalmen in niedersächsischer Sprache redigiert und veröffentlicht. Das Programm wird gespielt am 19. September 2021 in der Basilika St. Godehard zu Hildesheim, am 20. September 2021 in der Ev.-luth. Kirche St. Martini zu Stadthagen und am 26. September 2021 in der Forums-Kirche St. Peter in Oldenburg.
Das Religionsgespräch zwischen Juden und Christen im Leineschloss Hannover aus dem Jahr 1704 ist in seiner Gesprächsüberlieferung bis heute einzigartig. Concerto Foscari hat daraus das Programm »In Dialogo« entwickelt, in dem ausgewählte Passagen des Textes rezitiert und in einen Dialog zwischen kammermusikalischen Werken des jüdischen Komponisten Salamone Rossi und des in Wolfenbüttel wirkenden Johann Rosenmüller eingebunden sind. In Niedersachsen ist das Programm am 06. Juni 2021 im Scharoun-Theater in Wolfsburg zu hören.
Die kleine Residenzstadt Sulzbach-Rosenberg sorgt Mitte des 17. Jahrhunderts für Aufruhr in der europäischen Gelehrtenwelt. Der Dichter und Historiker Christian Knorr von Rosenroth möchte mit der Veröffentlichung seines Schriften-Kompendiums »Kabbala Denudata« den Beweis antreten, dass Kabbala und christliche Lehre einheitlichen Ursprungs sind. Mit der „Kabbala Denudata“ entsteht ein in seiner Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte einzigartiges Dokument zur jüdischen Mystik, das auf Texten jüdischer und christlicher Autoren basiert. Der Sohar (hebräisch: Glanz) ist ihr Magnum Opus. Die Gelehrtenwelt Europas bis hin zu Leibniz steht Kopf, die Mystik wird neu vermessen. Mit diesem Konzert begibt sich Concerto Foscari auf die Spuren zu den Herkunftsorten der Autoren und verbindet Musik aus Spanien über Großbritannien bis nach Galiläa. Am 03. Juli 2021 präsentiert Concerto Foscari im Dommuseum von Hildesheim ihr Programm „Corona Aurea“.
Quellennachweis:
„Eintausendsiebenhundert Jahre jüdisches Leben in Deutschland - Projekte zum Festjahr aus Niedersachsen“. Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Hannover, 2021. GBV
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Leopold Zunz
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Leben
Leopold Zunz besuchte zwischen 1803 und 1809 die Wolfenbütteler Samson-Schule und wurde anschließend als erster Jude am dortigen Gymnasium aufgenommen, das er 1811 abschloss. 1815 zog er nach Berlin, studierte Philosophie, Philologie und Geschichte an der Berliner Universität, wo er 1816 unter anderen mit seinem Schulfreund Isaak Markus Jost den jüdischen Wissenschaftszirkel gründete. Zunz promovierte 1821 an der Universität Halle zum Doktor der Philosophie. Nach seiner Ordinierung durch einen der ersten Vertreter der jüdischen Reformbewegung, Aaron Chorin, amtierte er von 1820 bis 1822 als Prediger im „Beer-Tempel“, einer Reformsynagoge in Berlin, stieß jedoch dort auf großes Unverständnis und kündigte deshalb diese Stelle. Sein Geld verdiente er fortan als Redaktionsmitglied der Tageszeitung Haude- und Spenersche Zeitung (1824–1831) und als Direktor einer jüdischen Grundschule (1826–1830). Auch diesen Posten in der Jüdischen Gemeindeschule gab er jedoch auf, da er ihm notwendig erscheinende Reformen nicht durchsetzen konnte.
In Berlin trat er jedoch noch im Mai 1835 als Prediger auf.[1] Im September 1835 fand Leopold Zunz eine Anstellung als Prediger bei der böhmisch-deutschen Synagogengemeinde in Prag, wo er jedoch nicht heimisch wurde und nach einem Jahr wieder kündigte. Der soeben in Jena promovierte Michael Sachs trat am 1. September 1836 seine Nachfolge an.
Im Jahre 1840 begründete Zunz in Berlin mit dem Rabbiner Meyer Landsberg das Seminar für Jüdische Lehrer und wurde zum Direktor ernannt. 1850 trat er von der Leitung des Seminars zurück und erhielt eine Pension.
Zunz war auch politisch tätig. Seit seiner Jugend dem demokratischen Liberalismus verpflichtet, schloss er sich während der Revolution von 1848 der demokratischen Bewegung an und wurde mehrmals zum Wahlmann für die Parlamentswahlen gewählt. Regelmäßige Debatten über die Situation der Juden in der Ära der Reaktion führte er beispielsweise mit Karl August Varnhagen von Ense.
Nach dem Tod seiner Gattin Adelheid Beermann, die er 1822 geheiratet hatte, zog er sich 1874 aus der Öffentlichkeit zurück. 1886 starb Leopold Zunz im Alter von 91 Jahren und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg beigesetzt.
Wissenschaft des Judentums
Gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten, darunter Eduard Gans, gründete Zunz 1819 in Berlin den Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden, dem auch Heinrich Heine 1822 beitrat. Bereits ein Jahr zuvor war seine Schrift Etwas über die rabbinische Literatur erschienen, die ihn, nach allgemeiner Auffassung, zum Begründer der „Wissenschaft des Judentums“ machte. Zusammen mit Gans und Moses Moser wurde Zunz 1820 Mitglied der Gesellschaft der Freunde. 1823 wurde er Redakteur der Zeitschrift für die Wissenschaft des Judenthums und zugleich einer ihrer wichtigsten Autoren. Eine größere Leserschaft konnte die Zeitschrift nicht gewinnen, und so wurde sie nach drei Ausgaben eingestellt. Die Auswirkungen des Vereins waren weniger religiöser als vielmehr wissenschaftlicher Natur. Zunz beteiligte sich kaum am Reformjudentum, verlor jedoch niemals den Glauben an die belebende Kraft der Wissenschaft in ihrer kritischen Anwendung auf jahrhundertealte Traditionen und literarische Überlieferungen. Zunz hatte den Wunsch, „das kulturelle Vermächtnis der jüdischen Literatur in den Umkreis des kulturellen Erbes Europas einzubringen“.
Im Jahre 1832 veröffentlichte er Gottesdienstliche Vorträge der Juden, das eine Darstellung der Entwicklung der Bibelauslegung von ihren Anfängen in den Targumim bis in Zunzens Zeit gibt, dabei eine Einführung in über hundert Midraschim umfasst und als wichtigstes jüdisches Werk des 19. Jahrhunderts angesehen wird. Im Vorwort, das von der Regierung zensiert wurde, forderte Zunz das Recht der Juden auf deutsche Staatsbürgerschaft sowie die institutionelle Förderung der Wissenschaft des Judentums.
Werke (Auswahl)
Zunz berühmter Essay Etwas über die rabbinisches Litteratur, der im Jahre 1818 veröffentlicht wurde, wurde die intellektuelle Agenda der Wissenschaft des Judentums und das Hauptthema seiner eigenen zukünftigen Arbeit. Schon in diesem frühen Stadium seiner akademischen Laufbahn entwickelte Zunz sein Konzept der Wissenschaft des Judentums, das als Medium zur Präsentation und der Erhaltung der jüdischen literarischen Werke dienen sollte. Zunz glaubte, dass nur ein akademischer und interdisziplinärwissenschaftlicher Ansatz einen umfassenden Rahmen für die angemessenen Studien der jüdischen Themen, Texte und des Judentums erlauben würde. Im Jahr 1832 erschien „das wichtigste jüdische Buch, das im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurde“, eine Geschichte der Predigt unter dem Titel Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden. Es bereitet die Grundsätze für die Untersuchung der rabbinischen Exegese (Midrasch) und des Siddur (Gebetbuch der Synagoge) vor. Dieses Buch hob Zunz in die höchste Position unter den jüdischen Gelehrten seiner Zeit. Im Jahr 1845 erschien Zur Geschichte und Literatur, in der er die literarische und die Sozialgeschichte der Juden behandelte. Er besuchte das Britische Museum im Jahre 1846, und dies bestätigte ihn in seinem Plan für sein drittes Buch, Synagogale Poesie des Mittelalters (1855). Nach der Veröffentlichung besuchte Zunz England erneut, und im Jahre 1859 veröffentlichte er sein Buch Ritus, eine meisterhafte Erhebung von synagogalen Riten. Sein letztes großes Buch war seine synagogale Literaturgeschichte der Poesie (1865). Eine Ergänzung erschien im Jahre 1867. Neben diesen Werken veröffentlichte Zunz eine neue Übersetzung der Bibel und schrieb viele Aufsätze, die als Gesammelte Schriften veröffentlicht wurden.
Quellennachweis:
Wikipedia Leopold Zunz (zuletzt eingesehen am 16.05.2024)
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Glikl bas Judah Leib
Kurzinformation
Wie es in jüdischen Familien üblich war, heiratete sie sehr jung: Als Zwölfjährige wurde Glikl in Hameln mit Chaijm von Hameln oder Goldschmidt, einem Verwandten des reichen Hamburger Kaufmanns Chajim Fürst, verlobt und zwei Jahre später noch vor ihrem 14. Geburtstag verheiratet. Ihr Mann, der nur wenige Jahre älter war, stammte aus „einer der ältesten und bedeutendsten jüdischen Familien in Norddeutschland“. Die Schwiegereltern lebten später in Hildesheim, wo Glikl sie auch besuchte.
Kurzbiografie
Glikl bas Judah Leib, auch als Glikl oder Glückel von Hameln bekannt, wurde im Jahr 1646/47 als Tochter des wohlhabenden Diamantenhändlers Juda Leib in Hamburg geboren. Ihr jüdischer Name lautete entsprechend Glikl bas Juda Leib (übersetzt: Glikl, Tochter des Juda Leib). Im Alter von 14 Jahren heiratete sie den erfolgreichen Gold- und Juwelenhändler Chaim von Hameln (auch bekannt als Hein Goldschmidt) und brachte in dieser Ehe zwölf Kinder zur Welt.
Als ihr Mann 1689 starb, führte Glikl sein Unternehmen mit großem Erfolg weiter. Sie trieb Handel in verschiedenen europäischen Städten und lebte als erfolgreiche Geschäftsfrau in Hamburg, Altona, Hameln und Metz. So vergrößerte sie den Reichtum der Familie, und es gelang ihr, alle ihre Kinder gut zu verheiraten. Ihre Heiratspolitik war dabei von starken wirtschaftlichen Interessen geprägt, nutzte sie die Verheiratung ihrer Kinder doch dazu, Geschäftskontakte in ganz Europa auszubauen und zu festigen.
Als Glikl im Jahr 1700 erneut heiratete, entschied sie sich für den erfolgreichen Geschäftsmann Hirz Levy und gab ihr eigenes Geschäft auf. Nicht nur mithilfe ihres Ehemannes, sondern wegen der eigenen Ersparnisse versprach sich Glikl einen sorgenfreien Lebensabend. Doch Hirz Levy verkalkulierte sich, sein Geschäft ging bankrott, das gesamte Familienvermögen verloren. So erlebte Glikl das Alter in Armut, ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie im Hause ihrer Tochter Ester in Metz, wo sie schließlich im Jahr 1724 starb.
1691 begann Glikl, noch immer schwer erschüttert über den Tod ihres ersten Ehemannes, ein Tagebuch zu schreiben, das sie bis 1719 fortführte. Glikls Lebensbericht ist in jiddischer Sprache verfasst und trägt im Original den Titel Sichronot (Memoiren). Glikl legte das Tagebuch als Familienchronik an und wollte es an ihre Kinder weitergeben.
Da Glikl in einer Zeit lebte, in der Jüd*innen unter der Mehrheit der Christ*innen kaum Rechte genossen, gibt ihr Lebensbericht auch eindrucksvolle Einblicke in die gesellschaftlichen Umstände jener Zeit. Ihre Memoiren befassen sich unter anderem mit dem Ausbruch der Pest, mit Krankheiten, Flucht und Tod. Gleichzeitig gibt ihr schriftliches Werk Auskunft über ihre intensive Auseinandersetzung mit dem jüdischen Glauben.
Quellennachweis:
Jüdisches Museum Berlin (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
Erst 1910 wurden Glikls Memoiren erstmals veröffentlicht. Bertha Pappenheim, Gründerin des Jüdischen Frauenbundes in Deutschland, die auch eine entfernte Verwandte Glikls war, entdeckte deren Schriften und ihren historischen Wert. Durch Bertha Pappenheims Übersetzung ins Deutsche wurden die Memoiren nun einem breiteren Lesepublikum zugänglich gemacht.
Quellennachweis:
Jüdisches Museum Berlin (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
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Otto Ralfs
Kurzinformation
Kurzbiografie
Herzogliches Residenzschloss
Die Gesellschaft der Freunde moderner Kunst nutzte an prominenter Stelle, im Schloss, einen Saal, in dem sie zahlreiche Ausstellungen zeigte.
Braunschweig war um 1920 eine Stadt, in der sich gleich zwei Personen um die Vermittlung der Gegenwartskunst bemühten, Emmy Scheyer und der ebenso passionierte, aber anders vorgehende Kaufmann Otto Ralfs. Er war 1919 als Prokurist in die Eisenwarenfirma eingetreten, die seinem Vater und einem Kompagnon gehörte. Dann entdeckte er seine Leidenschaft für moderne Kunst und erwarb zwei Werke von Kandinsky. 1922 sah er in einer Ausstellung Bilder von Paul Klee und kaufte vier davon. Er war froh, dass er durch seine Bekanntschaft mit der drei Jahre älteren Emmy Scheyer in der Lage war, Paul Klee, Alexej von Jawlensky und Wassily Kandinsky in seiner Wohnung am Petritorwall 24 zu beherbergen, wo ihre Werke hingen und wo Emmy Scheyer einer Schar geladener Gäste Lichtbilder von Gemälden zeigte, die sie nach Amerika mitnehmen wollte. Sie tat dies, obwohl sie mit Otto Ralfs schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Er war im Gegensatz zu ihr ein geschickter Briefeschreiber, Organisator und Kaufmann.
1924 verließ Emmy Scheyer Deutschland, und Otto Ralfs gründete, unterstützt durch Erich Scheyer, den Konservenfabrikanten Hermann Querner jun. und die Publizistin Charlotte Lange, die Gesellschaft der Freunde junger Kunst. Ihre erste Ausstellung mit Werken aus Braunschweiger Privatbesitz fand im Museum an der Museumstraße (siehe 12) statt. Von 1925 an stand der Gesellschaft im zweiten Geschoss des Braunschweiger Schlosses ein großer Raum zur Verfügung. Dort veranstalteten Otto Ralfs und seine Frau Käte (sie entstammte der Familie Brachvogel, welche schon früh den Mut hatte, Bilder von Charles Palmié und Gustav Lehmann zu erwerben) bis 1933 mehr als vierzig Ausstellungen der Gesellschaft der Freunde junger Kunst. Galka Scheyer erfuhr in Kalifornien immer wieder von „ihren“ Blaue Vier-Malern, die die Vernissagen besuchten oder Vorträge beim Lessingbund hielten, ob sie zufrieden waren mit dem Erfolg der Ausstellungen im Schloss oder derjenigen, die das Ehepaar Ralfs in ihrer Wohnung an der Moltkestraße 12 für geladene Gäste durchführten.
Otto Ralfs’ Kollektion von Werken Paul Klees und Wassily Kandinskys gehörte bald zu den größten weltweit. Zu diesen Arbeiten kamen solche von Feininger, Jawlensky, Modersohn-Becker, Mondrian, Nolde, Picasso, Rohlfs und vielen anderen.
Als Otto Ralfs’ Firma in der Weltwirtschaftskrise Konkurs anmelden musste, bat Kandinsky Galka Scheyer, eines oder mehrere seiner Werke aus der Sammlung Ralfs in Amerika anzubieten, damit diesem großen Braunschweiger Kunstförderer geholfen werde. Weil Kandinsky dies wünschte, war sie bereit dazu und hatte Erfolg. Sicher erfuhr sie auch noch, dass die Sammlung Ralfs im Zweiten Weltkrieg verloren ging, die eine Hälfte durch die Bombardierung der Braunschweiger Innenstadt, die andere Hälfte durch die Plünderung eines Depots in Ostpreußen, wo Otto Ralfs seine geliebte junge Kunst sicher aufgehoben glaubte. Erhalten blieb aber das Gästebuch des Ehepaars Ralfs mit Eintragungen vieler heute berühmter Künstler (im Städt. Museum, siehe 22).
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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Herman Flesche
Kurzinformation
Kurzbiografie
Bei Kunstsammlern zu Hause
Emmy Scheyer war eng in die Kunstszene und vor allem in die der Kunstsammler vernetzt. Mehrere von ihnen lebten am Petritorwall.
Emmy Scheyer kannte einige Kunstsammler in Braunschweig. Einer von ihnen war der Stadtbaumeister, Privatdozent und Freizeitmaler Herman Flesche (1886-1972). Er wohnte am Petritorwall 26 und gehörte zu den Leihgebern einer Ausstellung, die Otto Ralfs im März 1924 im Prachtbau veranstaltete, der seit 1927 Herzog Anton Ulrich-Museum genannt wird (siehe 12). Herman Flesche lieh Otto Ralfs ein Bild „Die Häuser“ von Paul Klee. Emmy Scheyer informierte den Maler am 14. April 1924 über diese Tatsache und fügte hinzu, so etwas sei ihr unbegreiflich und: „Ich will mal nachfragen, wieviel es kosten soll, und es Ihnen schreiben.“
Herman Flesche interessierte sich auch für Werke von Max Beckmann. Der Maler war bereit, ihm das Gemälde „Seelandschaft mit Pappeln“ von 1924 für 2.000 statt für 3.000 Mark zu überlassen, wenn er diesen Preis sofort bezahle und das Werk trotzdem für eine Ausstellung in Frankfurt zur Verfügung stelle. Zwei Jahre später nannte Beckmann dem Kunsthändler Günther Franke Flesches Adresse in Braunschweig mit dem Hinweis: „Ich glaube, daß man in Braunschweig verkaufen kann!!“
Ganz sicher kannte Emmy Scheyer auch das Sammlerehepaar Hugo und Marianne Kanter. Hugo war 1924 Professor für Privatwirtschaftslehre an der Technischen Hochschule und Syndikus der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Marianne schrieb gelegentlich Zeitungskritiken, z.B. eine sehr positive über die Ausstellung, die die Berliner Galerie Der Sturm 1916 in Braunschweig durchführte. Das Ehepaar gehörte im selben Jahr zu den Sammlern, die ein Bild „Italienischer Markt“ von Gustav Lehmann erwarben. Aus der Sammlung ihres Mannes vermachte Marianne Kanter dem Städtischen Museum (siehe 22) ein Pastell von Edgar Degas und ein Ölbild von Henri de Toulouse-Lautrec.
Andere Kunstsammler in Braunschweig waren Urban Kauth (siehe 18), und der Konservenfabrikant Hermann Querner jun. Er kaufte Bilder von Gustav Lehmann, Erich Heckel, Emil Nolde, Arthur Segal und anderen. Außerdem war er 1925 bereit, für ein Stillleben von Alexej von Jawlensky, das heute in der Hamburger Kunsthalle hängt, 300 Mark in Form von Konserven aus seiner Fabrikation und 700 Mark in Raten zu bezahlen. Jawlensky war froh, dass Emmy Scheyers Bruder Erich bereit war, die monatlichen Zahlungen durchzuführen.
Erich Scheyer und seine Frau Margrit gehörten neben Otto Ralfs zu den wichtigsten Sammlern von Gegenwartskunst in Braunschweig. Als Erich Scheyer im Dezember 1938 notgedrungen die „Auswanderung“ seiner Familie vorbereiteten, stellte er den Antrag, seiner Schwester in Hollywood weit über 50 Arbeiten von Beckmann, Jawlensky, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Kubin, Matisse, Moholy-Nagy, Munch, Segal und anderen Vertretern der „Jungen Kunst“ schicken zu dürfen. Ein Ölbild von Emmy Scheyer gehörte auch dazu.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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Lette Valeska Heynemann
Kurzinformation
Nach der Trennung von ihrem Mann zog Lette Valeska 1938 nach Los Angeles, wo sie ihren Künstlernamen Lette Valeska annahm. Dort erhielt sie den Auftrag, Kinder einer Grundschule zu fotografieren. Sie arbeitete dabei jedoch nicht im Studio, sondern fotografierte die Modelle in ihrer gewohnten Umgebung. Damit erregte sie großes Aufsehen bei den Filmschaffenden in Hollywood und bekam weitere Aufträge. Dies war der Beginn ihrer Karriere als Porträtfotografin.
Im Alter von 54 Jahren begann Lette Valeska, ermutigt von ihrer Freundin Galka Scheyer (1889–1945), der ebenfalls aus Braunschweig stammenden Malerin und Kunstsammlerin, mit der Malerei, später auch mit der Bildhauerei. Die Erfahrungen mit dem NS-Regime motivierten sie, ihre jüdischen Wurzeln wiederzuentdecken. Ihre expressionistischen Bilder zeigen daher vor allem Motive jüdischen Lebens.
Kurzbiografie
Freundin Lette Valeska
Emmys beste Freundin, Valeska Heynemann, besuchte am Petritorwall 2 ihre Eltern, wo sie u.a. 1920 ihre Hochzeit vorbereitete.
An dieser Stelle kann man an Auswirkungen des deutschen Nationalismus erinnern, unter denen Emmy Scheyer, ihre Freundin Valeska Heynemann und ihre Familien zu leiden hatten. Hier schlug Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg am 31. Juli 1809 ein Feldlager auf, tags darauf zog er mit seiner Schwarzen Schar in die Schlacht bei Ölper. Ihm zu Ehren wurde vierzig Jahre später an dieser Stelle eine Eiche gepflanzt und mit einer Umfriedung versehen, die Kanonenrohre und Kanonenkugeln imitiert.
Das damals hier stehende Haus Petritorwall 2 gehörte dem Hofbildhauer Wilhelm Sagebiel. Er hatte das Talent, jeden Auftrag in dem Stil zu erfüllen, den seine Auftraggeber wünschten. In seinem Haus wohnten 1919 und 1920 die Eltern von Emmy Scheyers Schulfreundin Valeska Heynemann, die an der Poststraße 5 (siehe 17) aufgewachsen war. Sie besuchte ihre Eltern, als Alexej von Jawlensky die Hoffnung äußerte, seine Bilder nicht nur in Deutschland, sondern auch in Holland verkaufen zu können. Emmy Scheyer schrieb ihm postwendend, Valeska werde demnächst nach Holland fahren, sie gebe ihr einige Bilder mit, um sie holländischen Kunsthändlern anzubieten.
Im Oktober 1920 heiratete Valeska Heynemann einen Chemiefabrikanten aus Frankfurt am Main. Bald darauf hielt sich Emmy Scheyer bei dem Paar auf und bereitete eine Jawlensky-Ausstellung vor. Als sie sie eröffnete, zerstritt sie sich mit Valeska. Sie schrieb Jawlensky, seit ihrer Heirat verhalte sich ihre Freundin, als ob sie gerade aus Mutters Küche käme, „banal, banal, banal.“
1930 starb Valeskas Vater, 1935 zog ihre Mutter vom Petritorwall an den Löwenwall. Zwei Jahre später emigrierte sie nach Palästina, bald darauf floh sie nach Holland. Dort kam sie bei einem Bombenangriff der Wehrmacht ums Leben. Valeska lebte damals schon bei Galka Scheyer in Los Angeles. Sie trennte sich von ihrem Ehemann und machte eine Karriere als Fotografin. Von Galka Scheyer dazu ermuntert, begann sie, Bilder zu malen und nahm den Künstlernamen Lette Valeska an.
Auch während des Zweiten Weltkrieges gehörte das Haus Petritorwall 2 Wilhelm Sagebiel. Einer seiner Söhne war NSDAP- und SA-Mitglied und machte als Architekt Karriere: Ernst Sagebiel plante in Berlin den Flughafen Tempelhof und das Reichsluftfahrtministerium. Es waren die Jahre, in denen Lette Valeska Galka Scheyer oft in Los Angeles besuchte. Beide waren jedem Nationalismus abhold.
In den Fünfziger Jahren wurde die Kriegsruine Petritorwall 2 in Braunschweig durch einen Neubau ersetzt. Und in Los Angeles begann Lette Valeska, den schriftlichen Nachlass Galka Scheyers und der Blauen Vier zu ordnen und über sie ein Buch zu schreiben. Sie tat dies im Auftrag des Pasadena Art Museum, aus dem das Norton Simon Museum hervorging. 1974 verlieh ihr der Botschafter in Los Angeles das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Sie hoffte, die Stadt Braunschweig werde sie zu einem Besuch einladen. Sie wurde enttäuscht und starb 1985 im Alter von hundert Jahren in Los Angeles. Heute erinnert hier eine Gedenktafel an sie.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
Vom September 2023 bis Januar 2024 wurde in ihrer Geburtsstadt Braunschweig eine Ausstellung mit ihren Fotografien gezeigt. Zur Ausstellung "Stars ohne Glamour - Lette Valeska. Eine Braunschweiger Fotografin in Hollywood" ist ein Begleitbuch erschienen.
Quellennachweis:
Städtisches Museum Braunschweig (zuletzt eingesehen am 30.04.2024)
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Caroline Pockels
Kurzinformation
Kurzbiografie
Früheste Kindheit
Ein Jahr vor Emmys Geburt war die Familie Scheyer in die Okerstraße gezogen, wo Emmy Scheyer die ersten drei Lebensjahre verbrachte.
An der Okerstraße im nördlichen Bereich des Braunschweiger Stadtzentrums kam es kurz nach 1880 zu großen Veränderungen. Auf der Liegenschaft Nr. 1 wurde gerade ein mehrstöckiges Haus errichtet, und die Parzelle Nr. 2, die dem gleichen Kreismaurermeister gehörte, war ein leergeräumtes Baugrundstück. In die neu gebauten Häuser Nr. 3, 4 und 5, die ein Tischlermeister besaß, zogen als erste Mieter ein „Finanzcalculator“, ein Werkführer, ein Lehrer und eine Lehrerin ein. Auf den Liegenschaften Nr. 7 und 8 standen noch keine Häuser, auf der Nr. 9 hingegen wurde 1884 eine städtische mittlere Bürgerschule für Knaben errichtet. Sie machte die Wohngegend attraktiv, besonders für Familien mit jungen Söhnen wie die Familie Scheyer. Haus Nr. 13 war der Sitz einer nach Lessing benannten Freimaurerloge. In der Nr. 14 wohnten die Malerin Caroline Pockels mit Mutter und Schwester, ein weiterer Lehrer und ein Regierungsrat. Zusätzliche Wohnhäuser wurden gebaut, bis auch dieser Bereich der Stadt eng besiedelt war.
Als Ende 1888 oder zu Beginn des folgenden Jahres im ersten Stock des sechs Jahre alten Hauses Nr. 10 eine Wohnung frei wurde, konnten Leopold und Henriette Scheyer mit ihren Söhnen Paul und Erich sie mieten. Im Erdgeschoss wohnte ein Kaufmann Franz Nahde von der Firma „Brendecke & Nahde, Garn- und Posamenteriehandlung en gros.“ Die beiden Wohnungen wurden 1962, in Zeiten großer Wohnungsnot, geteilt, und das Haus erhielt einen weiteren Eingang mit der Nummer 10a.
Kurze Zeit nach ihrem Umzug an die Okerstraße wurden Leopold und Henriette Scheyer Eltern eines dritten Kindes. Ihre Tochter Emilie Esther Scheyer kam am 15. April 1889 zur Welt. Das Mädchen wurde immer Emmy gerufen, Emilie nie, und Henriette Scheyer schrieb ihre Tochter auch noch Jahrzehnte später, als sie einen amerikanischen Pass auf den Namen Galka Emmy Scheyer erhalten hatte, mit „Liebes Kind“ an.
Emmy Scheyer verbrachte nur ihre ersten drei Lebensjahre an der Okerstraße 10. Vor dem Haus wurde 2019 eine Tafel eingeweiht, die über ihr Leben und Werk informiert. 1892 zog Familie Scheyer an den Löwenwall 4b (siehe 10).
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Hugo Kanter
Kurzinformation
Kurzbiografie
Bei Kunstsammlern zu Hause
Emmy Scheyer war eng in die Kunstszene und vor allem in die der Kunstsammler vernetzt. Mehrere von ihnen lebten am Petritorwall.
Emmy Scheyer kannte einige Kunstsammler in Braunschweig. Einer von ihnen war der Stadtbaumeister, Privatdozent und Freizeitmaler Herman Flesche (1886-1972). Er wohnte am Petritorwall 26 und gehörte zu den Leihgebern einer Ausstellung, die Otto Ralfs im März 1924 im Prachtbau veranstaltete, der seit 1927 Herzog Anton Ulrich-Museum genannt wird (siehe 12). Herman Flesche lieh Otto Ralfs ein Bild „Die Häuser“ von Paul Klee. Emmy Scheyer informierte den Maler am 14. April 1924 über diese Tatsache und fügte hinzu, so etwas sei ihr unbegreiflich und: „Ich will mal nachfragen, wieviel es kosten soll, und es Ihnen schreiben.“
Herman Flesche interessierte sich auch für Werke von Max Beckmann. Der Maler war bereit, ihm das Gemälde „Seelandschaft mit Pappeln“ von 1924 für 2.000 statt für 3.000 Mark zu überlassen, wenn er diesen Preis sofort bezahle und das Werk trotzdem für eine Ausstellung in Frankfurt zur Verfügung stelle. Zwei Jahre später nannte Beckmann dem Kunsthändler Günther Franke Flesches Adresse in Braunschweig mit dem Hinweis: „Ich glaube, daß man in Braunschweig verkaufen kann!!“
Ganz sicher kannte Emmy Scheyer auch das Sammlerehepaar Hugo und Marianne Kanter. Hugo war 1924 Professor für Privatwirtschaftslehre an der Technischen Hochschule und Syndikus der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Marianne schrieb gelegentlich Zeitungskritiken, z.B. eine sehr positive über die Ausstellung, die die Berliner Galerie Der Sturm 1916 in Braunschweig durchführte. Das Ehepaar gehörte im selben Jahr zu den Sammlern, die ein Bild „Italienischer Markt“ von Gustav Lehmann erwarben. Aus der Sammlung ihres Mannes vermachte Marianne Kanter dem Städtischen Museum (siehe 22) ein Pastell von Edgar Degas und ein Ölbild von Henri de Toulouse-Lautrec.
Andere Kunstsammler in Braunschweig waren Urban Kauth (siehe 18), und der Konservenfabrikant Hermann Querner jun. Er kaufte Bilder von Gustav Lehmann, Erich Heckel, Emil Nolde, Arthur Segal und anderen. Außerdem war er 1925 bereit, für ein Stillleben von Alexej von Jawlensky, das heute in der Hamburger Kunsthalle hängt, 300 Mark in Form von Konserven aus seiner Fabrikation und 700 Mark in Raten zu bezahlen. Jawlensky war froh, dass Emmy Scheyers Bruder Erich bereit war, die monatlichen Zahlungen durchzuführen.
Erich Scheyer und seine Frau Margrit gehörten neben Otto Ralfs zu den wichtigsten Sammlern von Gegenwartskunst in Braunschweig. Als Erich Scheyer im Dezember 1938 notgedrungen die „Auswanderung“ seiner Familie vorbereiteten, stellte er den Antrag, seiner Schwester in Hollywood weit über 50 Arbeiten von Beckmann, Jawlensky, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Kubin, Matisse, Moholy-Nagy, Munch, Segal und anderen Vertretern der „Jungen Kunst“ schicken zu dürfen. Ein Ölbild von Emmy Scheyer gehörte auch dazu.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Leopold Scheyer (jun.)
Kurzinformation
Emmy Scheyer hatte lange Zeit ein schlechtes Verhältnis zu Paul, ihrem älteren Bruder. Sie fühlte sich von ihm schlecht verstanden und ungeliebt, und er empfahl ihr, in Deutschland einen vernünftigen Lebenswandel an den Tag zu legen. Er wohnte mit seiner Frau Paula, geborene Eisenstein, und den Söhnen Leopold und Gerhard etwa zehn Jahre an der Goslarschestraße 61, dann mietete er eine Wohnung am Petritorwall 7, bis er 1922 das Haus gegenüber, die Nummer 30, erwerben konnte. Als Besitzerin wurde Paula Scheyer im Adressbuch eintragen.
Paul bewältigte die Schwierigkeiten, in die die Firma W. Maseberg wegen der Weltwirtschaftskrise geriet, mit Bravour. Die Konserven mit dem Markenzeichen WEMA wurden in viele Länder exportiert. Dann waren die Gebrüder Scheyer und ihre Familien diskriminierenden Schikanen ausgesetzt, eine Haft im Konzentrationslager Buchenwald eingeschlossen. Am 30. Juni 1936 wurde Paul Scheyer gezwungen, ein Papier zu unterschreiben, in dem er versicherte, seine Firma freiwillig verkauft zu haben.
In der Bedrohung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten näherten sich Paul und Galka Scheyer an. Sie war bereit, seine Söhne in Amerika aufzunehmen, sie konnten aber nach England entkommen. Dann kümmerte sie sich um Affidavits für Paul und Paula. Im Februar 1939 erhielten sie endlich die Nachricht, dass die Ausstellung der Visa für die USA am 7. März stattfinde. Paula schrieb ihrer Schwägerin: „Wir sind restlos glücklich. Paul ist ein anderer Mensch.“ In New York musste Paul Scheyer eine neue Existenz aufbauen. Wie es in den Kriegsjahren zu einem neuen Missverhältnis zwischen ihm und seiner Schwester kam, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich lag es in unterschiedlichen Auffassungen begründet, auf welche Weise Galka Scheyers Privatsammlung von Bildern der Blauen Vier und anderer Maler zustande gekommen war, und was mit ihr geschehen solle. Vermutlich trafen sich die Geschwister ein letztes Mal im Frühling 1944 in New York.
1948 machten die Brüder Paul und Erich Scheyer wegen des Verlustes von Vermögen und Firma Wiedergutmachungsansprüche geltend. Sie erstritten sich 1951 mühsam einen finanziellen Teilerfolg.
Kurzbiografie
Paul und Paula Scheyer
Am Petritorwall lebte der ältere Bruder Paul mit seiner Familie, dem Galka Scheyer die Ausreise in die USA ermöglichte. Stolpersteine erinnern vor dem Haus an die früheren Bewohner.
Emmy Scheyer hatte lange Zeit ein schlechtes Verhältnis zu Paul, ihrem älteren Bruder. Sie fühlte sich von ihm schlecht verstanden und ungeliebt, und er empfahl ihr, in Deutschland einen vernünftigen Lebenswandel an den Tag zu legen. Er wohnte mit seiner Frau Paula, geborene Eisenstein, und den Söhnen Leopold und Gerhard etwa zehn Jahre an der Goslarschestraße (siehe 5), dann mietete er eine Wohnung am Petritorwall 7, bis er 1922 das Haus gegenüber, die Nummer 30, erwerben konnte. Als Besitzerin wurde Paula Scheyer im Adressbuch eintragen.
Paul bewältigte die Schwierigkeiten, in die die Firma W. Maseberg wegen der Weltwirtschaftskrise geriet, mit Bravour. Die Konserven mit dem Markenzeichen WEMA wurden in viele Länder exportiert. Dann waren die Gebrüder Scheyer und ihre Familien diskriminierenden Schikanen ausgesetzt, eine Haft im Konzentrationslager Buchenwald eingeschlossen. Am 30. Juni 1936 wurde Paul Scheyer gezwungen, ein Papier zu unterschreiben, in dem er versicherte, seine Firma freiwillig verkauft zu haben.
In der Bedrohung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten näherten sich Paul und Galka Scheyer an. Sie war bereit, seine Söhne in Amerika aufzunehmen, sie konnten aber nach England entkommen. Dann kümmerte sie sich um Affidavits für Paul und Paula. Im Februar 1939 erhielten sie endlich die Nachricht, dass die Ausstellung der Visa für die USA am 7. März stattfinde. Paula schrieb ihrer Schwägerin: „Wir sind restlos glücklich. Paul ist ein anderer Mensch.“
In New York musste Paul Scheyer eine neue Existenz aufbauen. Wie es in den Kriegsjahren zu einem neuen Missverhältnis zwischen ihm und seiner Schwester kam, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich lag es in unterschiedlichen Auffassungen begründet, auf welche Weise Galka Scheyers Privatsammlung von Bildern der Blauen Vier und anderer Maler zustande gekommen war, und was mit ihr geschehen solle. Vermutlich trafen sich die Geschwister ein letztes Mal im Frühling 1944 in New York.
1948 machten die Brüder Paul und Erich Scheyer wegen des Verlustes von Vermögen und Firma Wiedergutmachungsansprüche geltend. Sie erstritten sich 1951 mühsam einen finanziellen Teilerfolg.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Freundin Lette Valeska
Emmys beste Freundin, Valeska Heynemann, besuchte am Petritorwall 2 ihre Eltern, wo sie u.a. 1920 ihre Hochzeit vorbereitete.
An dieser Stelle kann man an Auswirkungen des deutschen Nationalismus erinnern, unter denen Emmy Scheyer, ihre Freundin Valeska Heynemann und ihre Familien zu leiden hatten. Hier schlug Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg am 31. Juli 1809 ein Feldlager auf, tags darauf zog er mit seiner Schwarzen Schar in die Schlacht bei Ölper. Ihm zu Ehren wurde vierzig Jahre später an dieser Stelle eine Eiche gepflanzt und mit einer Umfriedung versehen, die Kanonenrohre und Kanonenkugeln imitiert.
Das damals hier stehende Haus Petritorwall 2 gehörte dem Hofbildhauer Wilhelm Sagebiel. Er hatte das Talent, jeden Auftrag in dem Stil zu erfüllen, den seine Auftraggeber wünschten. In seinem Haus wohnten 1919 und 1920 die Eltern von Emmy Scheyers Schulfreundin Valeska Heynemann, die an der Poststraße 5 (siehe 17) aufgewachsen war. Sie besuchte ihre Eltern, als Alexej von Jawlensky die Hoffnung äußerte, seine Bilder nicht nur in Deutschland, sondern auch in Holland verkaufen zu können. Emmy Scheyer schrieb ihm postwendend, Valeska werde demnächst nach Holland fahren, sie gebe ihr einige Bilder mit, um sie holländischen Kunsthändlern anzubieten.
Im Oktober 1920 heiratete Valeska Heynemann einen Chemiefabrikanten aus Frankfurt am Main. Bald darauf hielt sich Emmy Scheyer bei dem Paar auf und bereitete eine Jawlensky-Ausstellung vor. Als sie sie eröffnete, zerstritt sie sich mit Valeska. Sie schrieb Jawlensky, seit ihrer Heirat verhalte sich ihre Freundin, als ob sie gerade aus Mutters Küche käme, „banal, banal, banal.“
1930 starb Valeskas Vater, 1935 zog ihre Mutter vom Petritorwall an den Löwenwall. Zwei Jahre später emigrierte sie nach Palästina, bald darauf floh sie nach Holland. Dort kam sie bei einem Bombenangriff der Wehrmacht ums Leben. Valeska lebte damals schon bei Galka Scheyer in Los Angeles. Sie trennte sich von ihrem Ehemann und machte eine Karriere als Fotografin. Von Galka Scheyer dazu ermuntert, begann sie, Bilder zu malen und nahm den Künstlernamen Lette Valeska an.
Auch während des Zweiten Weltkrieges gehörte das Haus Petritorwall 2 Wilhelm Sagebiel. Einer seiner Söhne war NSDAP- und SA-Mitglied und machte als Architekt Karriere: Ernst Sagebiel plante in Berlin den Flughafen Tempelhof und das Reichsluftfahrtministerium. Es waren die Jahre, in denen Lette Valeska Galka Scheyer oft in Los Angeles besuchte. Beide waren jedem Nationalismus abhold.
In den Fünfziger Jahren wurde die Kriegsruine Petritorwall 2 in Braunschweig durch einen Neubau ersetzt. Und in Los Angeles begann Lette Valeska, den schriftlichen Nachlass Galka Scheyers und der Blauen Vier zu ordnen und über sie ein Buch zu schreiben. Sie tat dies im Auftrag des Pasadena Art Museum, aus dem das Norton Simon Museum hervorging. 1974 verlieh ihr der Botschafter in Los Angeles das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Sie hoffte, die Stadt Braunschweig werde sie zu einem Besuch einladen. Sie wurde enttäuscht und starb 1985 im Alter von hundert Jahren in Los Angeles. Heute erinnert hier eine Gedenktafel an sie.
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Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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K. Keßler; G. Holzgang
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Paul und Paula Scheyer
Am Petritorwall lebte der ältere Bruder Paul mit seiner Familie, dem Galka Scheyer die Ausreise in die USA ermöglichte. Stolpersteine erinnern vor dem Haus an die früheren Bewohner.
Emmy Scheyer hatte lange Zeit ein schlechtes Verhältnis zu Paul, ihrem älteren Bruder. Sie fühlte sich von ihm schlecht verstanden und ungeliebt, und er empfahl ihr, in Deutschland einen vernünftigen Lebenswandel an den Tag zu legen. Er wohnte mit seiner Frau Paula, geborene Eisenstein, und den Söhnen Leopold und Gerhard etwa zehn Jahre an der Goslarschestraße (siehe 5), dann mietete er eine Wohnung am Petritorwall 7, bis er 1922 das Haus gegenüber, die Nummer 30, erwerben konnte. Als Besitzerin wurde Paula Scheyer im Adressbuch eintragen.
Paul bewältigte die Schwierigkeiten, in die die Firma W. Maseberg wegen der Weltwirtschaftskrise geriet, mit Bravour. Die Konserven mit dem Markenzeichen WEMA wurden in viele Länder exportiert. Dann waren die Gebrüder Scheyer und ihre Familien diskriminierenden Schikanen ausgesetzt, eine Haft im Konzentrationslager Buchenwald eingeschlossen. Am 30. Juni 1936 wurde Paul Scheyer gezwungen, ein Papier zu unterschreiben, in dem er versicherte, seine Firma freiwillig verkauft zu haben.
In der Bedrohung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten näherten sich Paul und Galka Scheyer an. Sie war bereit, seine Söhne in Amerika aufzunehmen, sie konnten aber nach England entkommen. Dann kümmerte sie sich um Affidavits für Paul und Paula. Im Februar 1939 erhielten sie endlich die Nachricht, dass die Ausstellung der Visa für die USA am 7. März stattfinde. Paula schrieb ihrer Schwägerin: „Wir sind restlos glücklich. Paul ist ein anderer Mensch.“
In New York musste Paul Scheyer eine neue Existenz aufbauen. Wie es in den Kriegsjahren zu einem neuen Missverhältnis zwischen ihm und seiner Schwester kam, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich lag es in unterschiedlichen Auffassungen begründet, auf welche Weise Galka Scheyers Privatsammlung von Bildern der Blauen Vier und anderer Maler zustande gekommen war, und was mit ihr geschehen solle. Vermutlich trafen sich die Geschwister ein letztes Mal im Frühling 1944 in New York.
1948 machten die Brüder Paul und Erich Scheyer wegen des Verlustes von Vermögen und Firma Wiedergutmachungsansprüche geltend. Sie erstritten sich 1951 mühsam einen finanziellen Teilerfolg.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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Gerhard Scheyer
Kurzinformation
Kurzbiografie
Paul und Paula Scheyer
Am Petritorwall lebte der ältere Bruder Paul mit seiner Familie, dem Galka Scheyer die Ausreise in die USA ermöglichte. Stolpersteine erinnern vor dem Haus an die früheren Bewohner.
Emmy Scheyer hatte lange Zeit ein schlechtes Verhältnis zu Paul, ihrem älteren Bruder. Sie fühlte sich von ihm schlecht verstanden und ungeliebt, und er empfahl ihr, in Deutschland einen vernünftigen Lebenswandel an den Tag zu legen. Er wohnte mit seiner Frau Paula, geborene Eisenstein, und den Söhnen Leopold und Gerhard etwa zehn Jahre an der Goslarschestraße (siehe 5), dann mietete er eine Wohnung am Petritorwall 7, bis er 1922 das Haus gegenüber, die Nummer 30, erwerben konnte. Als Besitzerin wurde Paula Scheyer im Adressbuch eintragen.
Paul bewältigte die Schwierigkeiten, in die die Firma W. Maseberg wegen der Weltwirtschaftskrise geriet, mit Bravour. Die Konserven mit dem Markenzeichen WEMA wurden in viele Länder exportiert. Dann waren die Gebrüder Scheyer und ihre Familien diskriminierenden Schikanen ausgesetzt, eine Haft im Konzentrationslager Buchenwald eingeschlossen. Am 30. Juni 1936 wurde Paul Scheyer gezwungen, ein Papier zu unterschreiben, in dem er versicherte, seine Firma freiwillig verkauft zu haben.
In der Bedrohung und Verfolgung durch die Nationalsozialisten näherten sich Paul und Galka Scheyer an. Sie war bereit, seine Söhne in Amerika aufzunehmen, sie konnten aber nach England entkommen. Dann kümmerte sie sich um Affidavits für Paul und Paula. Im Februar 1939 erhielten sie endlich die Nachricht, dass die Ausstellung der Visa für die USA am 7. März stattfinde. Paula schrieb ihrer Schwägerin: „Wir sind restlos glücklich. Paul ist ein anderer Mensch.“
In New York musste Paul Scheyer eine neue Existenz aufbauen. Wie es in den Kriegsjahren zu einem neuen Missverhältnis zwischen ihm und seiner Schwester kam, ist noch nicht geklärt. Wahrscheinlich lag es in unterschiedlichen Auffassungen begründet, auf welche Weise Galka Scheyers Privatsammlung von Bildern der Blauen Vier und anderer Maler zustande gekommen war, und was mit ihr geschehen solle. Vermutlich trafen sich die Geschwister ein letztes Mal im Frühling 1944 in New York.
1948 machten die Brüder Paul und Erich Scheyer wegen des Verlustes von Vermögen und Firma Wiedergutmachungsansprüche geltend. Sie erstritten sich 1951 mühsam einen finanziellen Teilerfolg.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Helene Scheyer
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Kurzbiografie
Ein Steg über die Oker
Emmy Scheyer wird häufiger durch Braunschweig gestreift sein auf der Suche nach schönen Motiven. Den Steg am Petriwehr malte sie 1914 gemeinsam mit ihrer Freundin Käthe Evers. Gustav Lehmann, der Lehrer und Freund von Emmy Scheyer, Käthe Evers, Elsa Daubert und Albert Hamburger, starb im Juli 1914 nach einer Blinddarmoperation. Als dann auch noch der Erste Weltkrieg ausbrach, wird sich die Braunschweiger Maler-Clique gefragt haben: Wohin geht die Reise? Emmy Scheyer und Käthe Evers trafen sich. Sie kannten in der Nähe von Emmy Scheyers Geburtshaus (siehe 13) einen hölzernen Steg, der auf einem Wehr errichtet worden war und Fußgängerinnen und Fußgängern ermöglichte, die Oker zu überqueren. Neben einander an ihren Staffeleien stehend, malten die beiden Freundinnen diesen Fußgängersteg. Es entstanden zwei ganz ähnliche Bilder in Öl auf Leinwand. Man kann in ihnen Sinnbilder für einen Weg in eine ungewisse Zukunft erkennen.
In späteren Jahren wurde das Wehr verstärkt und mit einer befahrbaren Straße versehen. In dem Haus beim Brückenpfeiler, Wehrstraße Nr. 1, wohnte von 1937 an Julius Scheyer, ein Kaufmann, der wie Emmy Scheyers Vater aus Bleicherode in Thüringen stammte. Er hatte mehrere Jahre in der Wohnung am Löwenwall 4b gewohnt, in der Emmy Scheyer aufwuchs (siehe 10), und dann in Belgien und der Schweiz als Vertreter von Schuhfabriken gearbeitet. Von 1923 an lebte Julius Scheyer mit seiner Familie wieder in Braunschweig, an der Fasanenstraße 51. 1936 starb seine Frau Helene, geborene Gutkind. Als Witwer zog Julius Scheyer an die Wehrstraße 1. Es war das Jahr, in dem seine Tochter Gertrud, die in der Firma W. Maseberg als Sekretärin gearbeitet hatte, um die Bewilligung kämpfte, nach England auszuwandern. Ihr Antrag, 100 RM und eine Schreibmaschine mitzunehmen, wurde abgelehnt. Gertrud verließ Deutschland Ende 1939. Sie überlebte den Holocaust in Haiti. Julius Scheyer hingegen kam in einem Altersheim für Juden in Hannover unter. Laut Angaben des Bundesarchives Berlin wurde er am 24.07.1942 nach Theresienstadt und von dort nach Treblinka deportiert.
Das Bild, das Emmy Scheyer 1914 von dem Fußgängersteg an der Wehrstraße gemalt und mit ihrem Pseudonym Renée, die Wiedergeborene, signiert hatte, befand sich viele Jahre in Amerika. 2020 gelangte es in eine Braunschweiger Privatsammlung.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Herbert Scheyer
Kurzinformation
Er wählt den Beruf des Automechanikers und Schlossers.
Sein letzter Wohnort in Braunschweig ist die Fasanenstr. 51,
ehe er am 20.04.1938 in die USA emigriert.
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Wassily Kandinsky
Kurzinformation
Die Gesellschaft der Freunde moderner Kunst nutzte an prominenter Stelle, im Schloss, einen Saal, in dem sie zahlreiche Ausstellungen zeigte.
Braunschweig war um 1920 eine Stadt, in der sich gleich zwei Personen um die Vermittlung der Gegenwartskunst bemühten, Emmy Scheyer und der ebenso passionierte, aber anders vorgehende Kaufmann Otto Ralfs. Er war 1919 als Prokurist in die Eisenwarenfirma eingetreten, die seinem Vater und einem Kompagnon gehörte. Dann entdeckte er seine Leidenschaft für moderne Kunst und erwarb zwei Werke von Kandinsky. 1922 sah er in einer Ausstellung Bilder von Paul Klee und kaufte vier davon. Er war froh, dass er durch seine Bekanntschaft mit der drei Jahre älteren Emmy Scheyer in der Lage war, Paul Klee, Alexej von Jawlensky und Wassily Kandinsky in seiner Wohnung am Petritorwall 24 zu beherbergen, wo ihre Werke hingen und wo Emmy Scheyer einer Schar geladener Gäste Lichtbilder von Gemälden zeigte, die sie nach Amerika mitnehmen wollte. Sie tat dies, obwohl sie mit Otto Ralfs schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Er war im Gegensatz zu ihr ein geschickter Briefeschreiber, Organisator und Kaufmann.
1924 verließ Emmy Scheyer Deutschland, und Otto Ralfs gründete, unterstützt durch Erich Scheyer, den Konservenfabrikanten Hermann Querner jun. und die Publizistin Charlotte Lange, die Gesellschaft der Freunde junger Kunst. Ihre erste Ausstellung mit Werken aus Braunschweiger Privatbesitz fand im Museum an der Museumstraße (siehe 12) statt. Von 1925 an stand der Gesellschaft im zweiten Geschoss des Braunschweiger Schlosses ein großer Raum zur Verfügung. Dort veranstalteten Otto Ralfs und seine Frau Käte (sie entstammte der Familie Brachvogel, welche schon früh den Mut hatte, Bilder von Charles Palmié und Gustav Lehmann zu erwerben) bis 1933 mehr als vierzig Ausstellungen der Gesellschaft der Freunde junger Kunst. Galka Scheyer erfuhr in Kalifornien immer wieder von „ihren“ Blaue Vier-Malern, die die Vernissagen besuchten oder Vorträge beim Lessingbund hielten, ob sie zufrieden waren mit dem Erfolg der Ausstellungen im Schloss oder derjenigen, die das Ehepaar Ralfs in ihrer Wohnung an der Moltkestraße 12 für geladene Gäste durchführten.
Otto Ralfs’ Kollektion von Werken Paul Klees und Wassily Kandinskys gehörte bald zu den größten weltweit. Zu diesen Arbeiten kamen solche von Feininger, Jawlensky, Modersohn-Becker, Mondrian, Nolde, Picasso, Rohlfs und vielen anderen.
Als Otto Ralfs’ Firma in der Weltwirtschaftskrise Konkurs anmelden musste, bat Kandinsky Galka Scheyer, eines oder mehrere seiner Werke aus der Sammlung Ralfs in Amerika anzubieten, damit diesem großen Braunschweiger Kunstförderer geholfen werde. Weil Kandinsky dies wünschte, war sie bereit dazu und hatte Erfolg. Sicher erfuhr sie auch noch, dass die Sammlung Ralfs im Zweiten Weltkrieg verloren ging, die eine Hälfte durch die Bombardierung der Braunschweiger Innenstadt, die andere Hälfte durch die Plünderung eines Depots in Ostpreußen, wo Otto Ralfs seine geliebte junge Kunst sicher aufgehoben glaubte. Erhalten blieb aber das Gästebuch des Ehepaars Ralfs mit Eintragungen vieler heute berühmter Künstler (im Städt. Museum, siehe 22).
Kurzbiografie
Herzogliches Residenzschloss
Die Gesellschaft der Freunde moderner Kunst nutzte an prominenter Stelle, im Schloss, einen Saal, in dem sie zahlreiche Ausstellungen zeigte.
Braunschweig war um 1920 eine Stadt, in der sich gleich zwei Personen um die Vermittlung der Gegenwartskunst bemühten, Emmy Scheyer und der ebenso passionierte, aber anders vorgehende Kaufmann Otto Ralfs. Er war 1919 als Prokurist in die Eisenwarenfirma eingetreten, die seinem Vater und einem Kompagnon gehörte. Dann entdeckte er seine Leidenschaft für moderne Kunst und erwarb zwei Werke von Kandinsky. 1922 sah er in einer Ausstellung Bilder von Paul Klee und kaufte vier davon. Er war froh, dass er durch seine Bekanntschaft mit der drei Jahre älteren Emmy Scheyer in der Lage war, Paul Klee, Alexej von Jawlensky und Wassily Kandinsky in seiner Wohnung am Petritorwall 24 zu beherbergen, wo ihre Werke hingen und wo Emmy Scheyer einer Schar geladener Gäste Lichtbilder von Gemälden zeigte, die sie nach Amerika mitnehmen wollte. Sie tat dies, obwohl sie mit Otto Ralfs schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Er war im Gegensatz zu ihr ein geschickter Briefeschreiber, Organisator und Kaufmann.
1924 verließ Emmy Scheyer Deutschland, und Otto Ralfs gründete, unterstützt durch Erich Scheyer, den Konservenfabrikanten Hermann Querner jun. und die Publizistin Charlotte Lange, die Gesellschaft der Freunde junger Kunst. Ihre erste Ausstellung mit Werken aus Braunschweiger Privatbesitz fand im Museum an der Museumstraße (siehe 12) statt. Von 1925 an stand der Gesellschaft im zweiten Geschoss des Braunschweiger Schlosses ein großer Raum zur Verfügung. Dort veranstalteten Otto Ralfs und seine Frau Käte (sie entstammte der Familie Brachvogel, welche schon früh den Mut hatte, Bilder von Charles Palmié und Gustav Lehmann zu erwerben) bis 1933 mehr als vierzig Ausstellungen der Gesellschaft der Freunde junger Kunst. Galka Scheyer erfuhr in Kalifornien immer wieder von „ihren“ Blaue Vier-Malern, die die Vernissagen besuchten oder Vorträge beim Lessingbund hielten, ob sie zufrieden waren mit dem Erfolg der Ausstellungen im Schloss oder derjenigen, die das Ehepaar Ralfs in ihrer Wohnung an der Moltkestraße 12 für geladene Gäste durchführten.
Otto Ralfs’ Kollektion von Werken Paul Klees und Wassily Kandinskys gehörte bald zu den größten weltweit. Zu diesen Arbeiten kamen solche von Feininger, Jawlensky, Modersohn-Becker, Mondrian, Nolde, Picasso, Rohlfs und vielen anderen.
Als Otto Ralfs’ Firma in der Weltwirtschaftskrise Konkurs anmelden musste, bat Kandinsky Galka Scheyer, eines oder mehrere seiner Werke aus der Sammlung Ralfs in Amerika anzubieten, damit diesem großen Braunschweiger Kunstförderer geholfen werde. Weil Kandinsky dies wünschte, war sie bereit dazu und hatte Erfolg. Sicher erfuhr sie auch noch, dass die Sammlung Ralfs im Zweiten Weltkrieg verloren ging, die eine Hälfte durch die Bombardierung der Braunschweiger Innenstadt, die andere Hälfte durch die Plünderung eines Depots in Ostpreußen, wo Otto Ralfs seine geliebte junge Kunst sicher aufgehoben glaubte. Erhalten blieb aber das Gästebuch des Ehepaars Ralfs mit Eintragungen vieler heute berühmter Künstler (im Städt. Museum, siehe 22).
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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K. Keßler; G. Holzgang
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Ida Berger
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Kurzbiografie
Wohnung der Mutter
Bei ihrer Mutter hielt sich Galka Scheyer auf als sie 1932/33 Deutschland zum letzten Mal besuchte. Henriette Scheyer verwahrte drei Jahre lang eine Kiste mit Galkas Bildern auf einem Dachboden.
Wenige Monate nach Emmy Scheyers Abreise nach New York zog Henriette Scheyer, ihre 64 Jahre alte Mutter, von der Goslarschen Straße 61 (siehe 5) an die zwei Querstraßen entfernte Liebigstraße (heute Besselstraße). Im Erdgeschoss des Hauses Nr. 6 mietete sie eine 170-Quadratmeter-Wohnung.
Als Emmy Scheyer 1932 wieder nach Deutschland kam, ruhte sie sich erst einmal bei ihrer Mutter aus und schrieb Kandinsky, sie werde sich vielleicht ein gutes gebrauchtes Automobil besorgen und dann nach Berlin kommen. „Wenn ich erst ein Auto habe, dann gondele ich überhaupt so ein bisschen herum.“ Stattdessen wurde sie krank, erholte sich in Braunlage und erlebte in der Reichshauptstadt Hitlers Machtergreifung und den Boykott aller jüdischen Geschäfte, Banken und Arztpraxen. In größter Eile reiste sie zurück nach Amerika.
Im März 1936 wurde Henriette Scheyer eine riesige Transportkiste zugestellt. Sie fand darin gebrauchte Wäsche und 56 Bilder, die mit „Emmy Scheyer“ oder „Renée“ signiert waren, und vergaß sie, weil ihre Schwester Ida Berger zu Besuch kam und ein paar Jahre blieb. Im Januar 1939 fanden Paul und Paula
Scheyer auf dem Dachboden die 56 Bilder Emmy Scheyers. Henriette Scheyer bat die Zollfahndungsstelle in Hannover um Genehmigung, sie nach Hollywood zu senden. Es gab keine Einwände.
Nach Kriegsbeginn hörte Emmy Scheyer, jetzt offiziell Galka Emmy Scheyer genannt, lange nichts mehr von ihrer Mutter. Im April 1940 erfuhr sie über Otto Ralfs, sie wohne nicht mehr an der Liebigstraße sondern Am Gaußberge 1. Dass dies ein sogenanntes „Judenhaus“ war, wurde nicht geschrieben.
Ida Berger zog 1941 nach Hannover, und Henriette Scheyer konnte bei ihr im Altersheim der Minna-James-Heinemann-Stiftung unterkommen. Galka Scheyer bemühte sich um ein Affidavit für sie, aber Henriette Scheyer starb am 24. Februar 1941 nach einer Grippe mit Lungenentzündung und Herzinfarkt (und nicht 1942 durch Suizid, wie oft geschrieben wird).
Ida Berger wurde 1942 in das „Judenhaus“ Ellernstraße in Hannover „verlegt“. Wie die zuständige Stelle 2016 verlauten ließ, habe sie sich am 23.07.1942 „nach Theresienstadt abgemeldet.“ Ida Berger wurde wenige Tage später in Treblinka ermordet.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Marianne Kanter
Kurzinformation
Kurzbiografie
Bei Kunstsammlern zu Hause
Emmy Scheyer war eng in die Kunstszene und vor allem in die der Kunstsammler vernetzt. Mehrere von ihnen lebten am Petritorwall.
Emmy Scheyer kannte einige Kunstsammler in Braunschweig. Einer von ihnen war der Stadtbaumeister, Privatdozent und Freizeitmaler Herman Flesche (1886-1972). Er wohnte am Petritorwall 26 und gehörte zu den Leihgebern einer Ausstellung, die Otto Ralfs im März 1924 im Prachtbau veranstaltete, der seit 1927 Herzog Anton Ulrich-Museum genannt wird (siehe 12). Herman Flesche lieh Otto Ralfs ein Bild „Die Häuser“ von Paul Klee. Emmy Scheyer informierte den Maler am 14. April 1924 über diese Tatsache und fügte hinzu, so etwas sei ihr unbegreiflich und: „Ich will mal nachfragen, wieviel es kosten soll, und es Ihnen schreiben.“
Herman Flesche interessierte sich auch für Werke von Max Beckmann. Der Maler war bereit, ihm das Gemälde „Seelandschaft mit Pappeln“ von 1924 für 2.000 statt für 3.000 Mark zu überlassen, wenn er diesen Preis sofort bezahle und das Werk trotzdem für eine Ausstellung in Frankfurt zur Verfügung stelle. Zwei Jahre später nannte Beckmann dem Kunsthändler Günther Franke Flesches Adresse in Braunschweig mit dem Hinweis: „Ich glaube, daß man in Braunschweig verkaufen kann!!“
Ganz sicher kannte Emmy Scheyer auch das Sammlerehepaar Hugo und Marianne Kanter. Hugo war 1924 Professor für Privatwirtschaftslehre an der Technischen Hochschule und Syndikus der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Marianne schrieb gelegentlich Zeitungskritiken, z.B. eine sehr positive über die Ausstellung, die die Berliner Galerie Der Sturm 1916 in Braunschweig durchführte. Das Ehepaar gehörte im selben Jahr zu den Sammlern, die ein Bild „Italienischer Markt“ von Gustav Lehmann erwarben. Aus der Sammlung ihres Mannes vermachte Marianne Kanter dem Städtischen Museum (siehe 22) ein Pastell von Edgar Degas und ein Ölbild von Henri de Toulouse-Lautrec.
Andere Kunstsammler in Braunschweig waren Urban Kauth (siehe 18), und der Konservenfabrikant Hermann Querner jun. Er kaufte Bilder von Gustav Lehmann, Erich Heckel, Emil Nolde, Arthur Segal und anderen. Außerdem war er 1925 bereit, für ein Stillleben von Alexej von Jawlensky, das heute in der Hamburger Kunsthalle hängt, 300 Mark in Form von Konserven aus seiner Fabrikation und 700 Mark in Raten zu bezahlen. Jawlensky war froh, dass Emmy Scheyers Bruder Erich bereit war, die monatlichen Zahlungen durchzuführen.
Erich Scheyer und seine Frau Margrit gehörten neben Otto Ralfs zu den wichtigsten Sammlern von Gegenwartskunst in Braunschweig. Als Erich Scheyer im Dezember 1938 notgedrungen die „Auswanderung“ seiner Familie vorbereiteten, stellte er den Antrag, seiner Schwester in Hollywood weit über 50 Arbeiten von Beckmann, Jawlensky, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Kubin, Matisse, Moholy-Nagy, Munch, Segal und anderen Vertretern der „Jungen Kunst“ schicken zu dürfen. Ein Ölbild von Emmy Scheyer gehörte auch dazu.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Hermann Querner
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Bei Kunstsammlern zu Hause
Emmy Scheyer war eng in die Kunstszene und vor allem in die der Kunstsammler vernetzt. Mehrere von ihnen lebten am Petritorwall.
Emmy Scheyer kannte einige Kunstsammler in Braunschweig. Einer von ihnen war der Stadtbaumeister, Privatdozent und Freizeitmaler Herman Flesche (1886-1972). Er wohnte am Petritorwall 26 und gehörte zu den Leihgebern einer Ausstellung, die Otto Ralfs im März 1924 im Prachtbau veranstaltete, der seit 1927 Herzog Anton Ulrich-Museum genannt wird (siehe 12). Herman Flesche lieh Otto Ralfs ein Bild „Die Häuser“ von Paul Klee. Emmy Scheyer informierte den Maler am 14. April 1924 über diese Tatsache und fügte hinzu, so etwas sei ihr unbegreiflich und: „Ich will mal nachfragen, wieviel es kosten soll, und es Ihnen schreiben.“
Herman Flesche interessierte sich auch für Werke von Max Beckmann. Der Maler war bereit, ihm das Gemälde „Seelandschaft mit Pappeln“ von 1924 für 2.000 statt für 3.000 Mark zu überlassen, wenn er diesen Preis sofort bezahle und das Werk trotzdem für eine Ausstellung in Frankfurt zur Verfügung stelle. Zwei Jahre später nannte Beckmann dem Kunsthändler Günther Franke Flesches Adresse in Braunschweig mit dem Hinweis: „Ich glaube, daß man in Braunschweig verkaufen kann!!“
Ganz sicher kannte Emmy Scheyer auch das Sammlerehepaar Hugo und Marianne Kanter. Hugo war 1924 Professor für Privatwirtschaftslehre an der Technischen Hochschule und Syndikus der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Marianne schrieb gelegentlich Zeitungskritiken, z.B. eine sehr positive über die Ausstellung, die die Berliner Galerie Der Sturm 1916 in Braunschweig durchführte. Das Ehepaar gehörte im selben Jahr zu den Sammlern, die ein Bild „Italienischer Markt“ von Gustav Lehmann erwarben. Aus der Sammlung ihres Mannes vermachte Marianne Kanter dem Städtischen Museum (siehe 22) ein Pastell von Edgar Degas und ein Ölbild von Henri de Toulouse-Lautrec.
Andere Kunstsammler in Braunschweig waren Urban Kauth (siehe 18), und der Konservenfabrikant Hermann Querner jun. Er kaufte Bilder von Gustav Lehmann, Erich Heckel, Emil Nolde, Arthur Segal und anderen. Außerdem war er 1925 bereit, für ein Stillleben von Alexej von Jawlensky, das heute in der Hamburger Kunsthalle hängt, 300 Mark in Form von Konserven aus seiner Fabrikation und 700 Mark in Raten zu bezahlen. Jawlensky war froh, dass Emmy Scheyers Bruder Erich bereit war, die monatlichen Zahlungen durchzuführen.
Erich Scheyer und seine Frau Margrit gehörten neben Otto Ralfs zu den wichtigsten Sammlern von Gegenwartskunst in Braunschweig. Als Erich Scheyer im Dezember 1938 notgedrungen die „Auswanderung“ seiner Familie vorbereiteten, stellte er den Antrag, seiner Schwester in Hollywood weit über 50 Arbeiten von Beckmann, Jawlensky, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Kubin, Matisse, Moholy-Nagy, Munch, Segal und anderen Vertretern der „Jungen Kunst“ schicken zu dürfen. Ein Ölbild von Emmy Scheyer gehörte auch dazu.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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Charles J. Palmié
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Malen im Grünen
Riddagshausen mit seinem Zisterzienserkloster war und ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel der Braunschweiger Bevölkerung, sondern bot auch pittoreske Motive für die Landschaftsmalerei.
Valeska Heynemann erzählt, Emmy Scheyer habe schon ganz früh von der Freiheit geschwärmt und gesagt, sie werde „Kunst studieren, malen und nach Italien gehen, wo alle großen Maler wohnen.“ Vorerst mussten die Freundinnen mit Radfahren Vorlieb nehmen. Ein beliebtes Ausflugsziel war die Buchhorst bei Riddagshausen.
Die Gemeinde mit dem Zisterzienserkloster und den Bauernhöfen wurde auch oft von Gustav Lehmann aufgesucht. Fotos sind erhalten, die zeigen, wie er dort junge Damen in der pleinair-Malerei unterrichtete und Bilder malte, im Sommer und im Winter.
Sein Lehrer Charles J. Palmié bezog im September 1908 Quartier im nahe gelegenen Gasthof Grüner Jäger und unterrichtete Wochen lang Malerinnen und Maler in Freilichtmalerei. Dass Albert Hamburger, Gustav Lehmanns Freund, an dem Kurs teilnahm, kann nachgewiesen werden. Gut möglich, dass auch Emmy Scheyer, Anna Löhr und ihre Schülerin Käthe Evers mitmachten. Einem Zeitungsbericht zufolge entstand unter den Blicken neugieriger Spaziergänger eine große Anzahl von Bildern. Palmié wurde daraufhin von Paul Jonas Meier zu einer Retrospektive im Museum an der Museumstraße (siehe 12) eingeladen. Eine Braunschweiger Zeitung warnte, Palmié habe im Lauf der Jahre eine große Wandlung vollzogen: „Der Künstler zählt zu den Modernsten der Modernen. Man darf dreist annehmen, daß neun Zehntel der Besucher bedauern werden, daß er sich auf die neue Bahn hat locken lassen.“ Die Retrospektive wurde trotzdem ein großer Erfolg. Ein Gymnasiast mit Namen Karl Höse sah sie und erinnerte sich viele Jahre später, als er Landgerichtsdirektor im Ruhestand war: „Ich hatte zum ersten Mal eine Weiterentwicklung der Malerei über die Änderung von Mode und Geschmack hinaus erlebt.“ Und er gelobte: „Ich werde niemals intolerant der Moderne gegenüber sein.“
Paul Jonas Meier hatte die Idee, bei stadtbekannten Kunstliebhabern eine Sammlung durchzuführen, damit ein Werk Palmiés mit einem Riddagshausen-Motiv erworben und dem gerade eröffneten Städtischen Museum geschenkt werden könne. Mit Spenden der Bankiers Bremer, Löbbecke und Meyersfeld, der Firmen Büssing, Grotrian, Natalis, Witting und vieler anderer Personen kam die benötigte Summe schnell zusammen. Palmiés Bild „Brücke bei Riddagshausen“ kann heute noch im Städtischen Museum am Steintorwall (siehe 22) betrachtet werden
Quellennachweis:
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K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
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K. Keßler; G. Holzgang
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Palmié, Gisbert (geb. 1897 gest. 1986)
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Eduard Katzenstein
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Die Gördelingerstraße wurde schon im 13. Jahrhundert in Plänen der Stadt Braunschweig eingezeichnet. Sie lag im Bereich der Handelsmesse, die zweimal im Jahr stattfand. Im Lauf der Jahrhunderte siedelten sich kleine Läden und große Kaufhäuser an, Hotels, Gaststätten und andere Etablissements. Eine Filiale der Landespost kümmerte sich um Briefe und Pakete, Banken erledigten Geldgeschäfte. Zahllose Händler und Kunden, Bauern und Schausteller kamen von weither, knüpften Kontakte und schlossen Verträge ab.
In diesem gesellschaftlichen Schmelztiegel siedelte sich im Herbst 1881 ein Kaufmann an, der in der Kleinstadt Bleicherode, also in der preußischen Provinz Sachsen geboren worden war. Er hieß Leopold Scheyer und war 29 Jahre alt. Mit einem zwei Jahre jüngeren, aus Feuchtwangen im Königreich Bayern stammenden Freund namens Moritz Regensburger bezog er eine Wohnung an der Gördelingerstraße 4.
Die Beiden wollten eine Firma gründen. Am 4. Oktober gaben sie in einer Tageszeitung bekannt, dass sie „ein Leder-Geschäft en gros & en detail verbunden mit Lager sämtlicher Schuhmacher-Artikel eröffnet haben.“ Sie sicherten ihren Kunden „bei streng reeller Bedienung möglichst billige Preise“ zu. Die Adresse der Firma: Gördelingerstraße 48 – allerbeste Geschäftslage!
Das stattliche Haus war 1751-1754 vom Braunschweiger Hofbaumeister Georg Christoph Sturm mit elf Fensterachsen, Mittelrisalit und Mansarddach entworfen und als Massivbau, nicht in Fachwerkbauweise, errichtet worden.
Leopold Scheyer war ein tüchtiger und erfolgreicher Kaufmann. Und er wollte eine Familie gründen. Am 26. Juni 1885 heiratete er in der Haupt- und Residenzstadt Kassel Henriette Katzenstein. Sie war vierundzwanzig Jahre alt und Tochter eines Kaufmanns namens Eduard Katzenstein, tätig in einer Firma, die Eisenbahn-, Post- und andere Uniformen herstellte. Die Frischvermählten – beide waren jüdischen Glaubens – bezogen einen Monat nach ihrer Trauung eine Wohnung an der Friedrich Wilhelm Straße 9 in Braunschweig. 1886 wurde ihr Sohn Paul geboren, im Jahr darauf auch ihr Sohn Erich. Ihre Tochter Emmy kam 1889 an der Okerstraße 10 zur Welt.
Kurzbiografie
Lederhandlung Scheyer & Regensburger
1881 zog Leopold Scheyer, Emmy Vater, in die Gördelingerstraße und gründete hier im selben Jahr eine Lederwarenhandlung. Vier Jahre später mietete er nach seiner Heirat dann eine Wohnung im östlichen Ringgebiet.
Die Gördelingerstraße wurde schon im 13. Jahrhundert in Plänen der Stadt Braunschweig eingezeichnet. Sie lag im Bereich der Handelsmesse, die zweimal im Jahr stattfand. Im Lauf der Jahrhunderte siedelten sich kleine Läden und große Kaufhäuser an, Hotels, Gaststätten und andere Etablissements. Eine Filiale der Landespost kümmerte sich um Briefe und Pakete, Banken erledigten Geldgeschäfte. Zahllose Händler und Kunden, Bauern und Schausteller kamen von weither, knüpften Kontakte und schlossen Verträge ab.
In diesem gesellschaftlichen Schmelztiegel siedelte sich im Herbst 1881 ein Kaufmann an, der in der Kleinstadt Bleicherode, also in der preußischen Provinz Sachsen geboren worden war. Er hieß Leopold Scheyer und war 29 Jahre alt. Mit einem zwei Jahre jüngeren, aus Feuchtwangen im Königreich Bayern stammenden Freund namens Moritz Regensburger bezog er eine Wohnung an der Gördelingerstraße 4.
Die Beiden wollten eine Firma gründen. Am 4. Oktober gaben sie in einer Tageszeitung bekannt, dass sie „ein Leder-Geschäft en gros & en detail verbunden mit Lager sämtlicher Schuhmacher-Artikel eröffnet haben.“ Sie sicherten ihren Kunden „bei streng reeller Bedienung möglichst billige Preise“ zu. Die Adresse der Firma: Gördelingerstraße 48 – allerbeste Geschäftslage!
Das stattliche Haus war 1751-1754 vom Braunschweiger Hofbaumeister Georg Christoph Sturm mit elf Fensterachsen, Mittelrisalit und Mansarddach entworfen (siehe Entwurfszeichnung u.) und als Massivbau, nicht in Fachwerkbauweise, errichtet worden.
Leopold Scheyer war ein tüchtiger und erfolgreicher Kaufmann. Und er wollte eine Familie gründen. Am 26. Juni 1885 heiratete er in der Haupt- und Residenzstadt Kassel Henriette Katzenstein. Sie war vierundzwanzig Jahre alt und Tochter eines Kaufmanns namens Eduard Katzenstein, tätig in einer Firma, die Eisenbahn-, Post- und andere Uniformen herstellte. Die Frischvermählten – beide waren jüdischen Glaubens – bezogen einen Monat nach ihrer Trauung eine Wohnung an der Friedrich-Wilhelm-Straße 9 in Braunschweig. 1886 wurde ihr Sohn Paul geboren, im Jahr darauf auch ihr Sohn Erich. Ihre Tochter Emmy kam 1889 an der Okerstraße (siehe 13) zur Welt.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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Karl Schmidt-Rottluff
Kurzinformation
Kurzbiografie
Die „Brücke“ zu Gast in Braunschweig
Die Kunsthandlung Dörbandt am Bohlweg, gegenüber dem Schloss, brachte dem Braunschweiger Publikum u.a. Werke der Künstlergruppe Brücke aus Dresden nahe.
Am Bohlweg, Ecke Langerhof, hatte die Kunsthandlung, Spiegel- und Bilderrahmenfabrik Dörbandt ihren Sitz. Wie das berühmte Haus an der Museumstraße (siehe 12) veranstaltete sie regelmäßig Ausstellungen von lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Im Juli 1906, als Emmy Scheyer in Braunschweig war, zeigte Karl Dörbandt Werke der noch völlig unbekannten Künstlergruppe Brücke aus Dresden. Karl Hildebrandt, der Kritiker der Landeszeitung Braunschweig, klassifizierte die Maler als „Vertreter der extremsten neueren Richtung“.
Im April 1907 schrieb er, in der zweiten Ausstellung der Künstlergruppe Brücke im Salon Dörbandt wolle der Maler Karl Schmidt-Rottluff anscheinend die pointillistische Technik seiner Vorbilder Manet und Signac noch überbieten. Er müsse sich nicht wundern, „wenn das Publikum diesen Arbeiten gegenüber sich völlig ablehnend verhält.“
1908 zeigte Karl Dörbandt zum dritten Mal Werke der „Brücke“, und Karl Hildebrandt kam zu einem freundlicheren Fazit. Er lobte die Bilder von Ernst Ludwig Kirchner mit ihren „derben, geschwungenen starkfarbigen Strichen“ und über die Kunst Schmidt-Rottluffs schrieb er: „Liegt innere Wahrheit in ihr, und hieran kann ich nicht zweifeln, so wird sie sich auch bei uns durchsetzen – wenn auch erst spät.“
Als Galka Scheyer 1924 Bilder, Zeichnungen und Grafiken zusammenstellte, die sie mit nach New York nehmen wollte, versuchte sie, Karl Schmidt-Rottluff in Berlin zu treffen. Er schrieb ihr kurz vor ihrer Abreise: „Sehr verehrte u. liebenswerte Frau Scheyer, also in Braunschweig stecken Sie mit Ihrer Viellebendigkeit im Schatten des Heinrichslöwen! Hat er nicht eine fabelhafte Grandezza?“ Er könne ihr leider keine Werke mit auf die Reise geben, sie steckten alle im Kunsthandel fest oder hingen in Ausstellungen. Galka Scheyer traf den Maler erst 1928, als sie sich kurze Zeit in Deutschland aufhielt.
Im April 1933 zur Genesung in Braunlage weilend, erlebte sie Hitlers Machtergreifung. Schmidt-Rottluff zu sehen, hatte sie keine Zeit. Er konnte ihr nur schreiben: „Ich freute mich, von Ihnen zu hören und Sie wieder im Land zu wissen, wobei ich glauben möchte, Sie sind weniger darüber erfreut.“
In Galka Scheyers Private Collection finden sich heute noch einige Arbeiten der Brücke-Maler Kirchner und Schmidt-Rottluff.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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Schmidt-Rottluff, Emy (geb. 1884 gest. 1975)
Lebensstationen
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Karl Dörbandt
Kurzinformation
Kurzbiografie
Die Kunsthandlung Dörbandt am Bohlweg, gegenüber dem Schloss, brachte dem Braunschweiger Publikum u.a. Werke der Künstlergruppe Brücke aus Dresden nahe.
Am Bohlweg, Ecke Langerhof, hatte die Kunsthandlung, Spiegel- und Bilderrahmenfabrik Dörbandt ihren Sitz. Wie das berühmte Haus an der Museumstraße (siehe 12) veranstaltete sie regelmäßig Ausstellungen von lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Im Juli 1906, als Emmy Scheyer in Braunschweig war, zeigte Karl Dörbandt Werke der noch völlig unbekannten Künstlergruppe Brücke aus Dresden. Karl Hildebrandt, der Kritiker der Landeszeitung Braunschweig, klassifizierte die Maler als „Vertreter der extremsten neueren Richtung“.
Im April 1907 schrieb er, in der zweiten Ausstellung der Künstlergruppe Brücke im Salon Dörbandt wolle der Maler Karl Schmidt-Rottluff anscheinend die pointillistische Technik seiner Vorbilder Manet und Signac noch überbieten. Er müsse sich nicht wundern, „wenn das Publikum diesen Arbeiten gegenüber sich völlig ablehnend verhält.“
1908 zeigte Karl Dörbandt zum dritten Mal Werke der „Brücke“, und Karl Hildebrandt kam zu einem freundlicheren Fazit. Er lobte die Bilder von Ernst Ludwig Kirchner mit ihren „derben, geschwungenen starkfarbigen Strichen“ und über die Kunst Schmidt-Rottluffs schrieb er: „Liegt innere Wahrheit in ihr, und hieran kann ich nicht zweifeln, so wird sie sich auch bei uns durchsetzen – wenn auch erst spät.“
Als Galka Scheyer 1924 Bilder, Zeichnungen und Grafiken zusammenstellte, die sie mit nach New York nehmen wollte, versuchte sie, Karl Schmidt-Rottluff in Berlin zu treffen. Er schrieb ihr kurz vor ihrer Abreise: „Sehr verehrte u. liebenswerte Frau Scheyer, also in Braunschweig stecken Sie mit Ihrer Viellebendigkeit im Schatten des Heinrichslöwen! Hat er nicht eine fabelhafte Grandezza?“ Er könne ihr leider keine Werke mit auf die Reise geben, sie steckten alle im Kunsthandel fest oder hingen in Ausstellungen. Galka Scheyer traf den Maler erst 1928, als sie sich kurze Zeit in Deutschland aufhielt.
Im April 1933 zur Genesung in Braunlage weilend, erlebte sie Hitlers Machtergreifung. Schmidt-Rottluff zu sehen, hatte sie keine Zeit. Er konnte ihr nur schreiben: „Ich freute mich, von Ihnen zu hören und Sie wieder im Land zu wissen, wobei ich glauben möchte, Sie sind weniger darüber erfreut.“
In Galka Scheyers Private Collection finden sich heute noch einige Arbeiten der Brücke-Maler Kirchner und Schmidt-Rottluff.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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Lyonel Feininger
Kurzinformation
Kurzbiografie
Herzogliches Museum
Im heutigen Herzog Anton Ulrich Museum fand Emmy Scheyers erste Ausstellung ihrer eigenen Gemälde statt, die gleichzeitig einen wichtigen Grundstein für ihre spätere Arbeit als Kunstagentin legte.
Als Emmy Scheyer vorwiegend in Braunschweig lebte, zeigte das prächtige Haus an der Museumstraße, das 1887 eröffnet und bis 1918 Herzogliches Museum genannt wurde, seinem Publikum nicht nur seine Sammlungen von flämischen und deutschen, französischen und italienischen Gemälden, Skulpturen und Kupferstichen, sondern auch Werke von lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Drei- oder viermal im Jahr waren dann Ausstellungen zu sehen, die für Emmy Scheyers Entwicklung als Malerin wichtig waren: in den Jahren 1903 bis 1917 mehrmals solche von Charles J. Palmié, Anna Löhr und Gustav Lehmann.
Im Mai 1916 löste die Ausstellung „Expressionisten – Kubisten“ der Berliner Galerie Der Sturm, die in diesem Haus zu Gast war, einen Sturm der Entrüstung aus. Damals stand Emmy Scheyer wohl zum ersten Mal Werken von Gabriele Münter, Paul Klee und Franz Marc gegenüber. Vielleicht erlebte sie auch Herwarth Walden, den Leiter der Galerie, mit seiner sehr selbstbewussten Art der Kunstvermittlung.
1917 fragte sie den Direktor des Museums, Paul Jonas Meier, ob sie bei ihm die Ölbilder und Plastiken ausstellen dürfe, die sie selber geschaffen hatte. Das Vorhaben kam erst im Dezember 1919 zustande. Emmy Scheyer konnte etwa fünfundzwanzig ihrer Ölbilder zeigen, die sie zum Teil mit dem Pseudonym Renée signiert hatte. Ein Zeitungskritiker rühmte ihre farbenprächtigen Stillleben und nannte folgende Bildtitel: „Lehmanns Atelier mit Blick auf München“, „Leere Bühne“, „Cellospieler“, „Italienische Gasse“, „Arbeiter an der Drehbank“, „Wagen auf dem Felde“ und „Gelbes Haus“. Einige Bilder wurden verkauft. Zu erfahren, wo sie und andere Werke Emmy Scheyers sich heute befinden, wäre ein großer Gewinn für die Forschung. Warum die Malerin ihre Bilder nicht auch im Kunstsalon Dörbandt (siehe 3) oder im Städtischen Museum (siehe 22) präsentierte, ist eine offene Frage.
Der finanzielle Erfolg ihrer Ausstellung an der Museumstraße freute Emmy Scheyer so sehr, dass sie Alexej von Jawlensky vorschlug, zur Verbesserung seiner Lebensumstände Ausstellungen seiner Werke zu organisieren. In den folgenden Jahren veranstaltete sie etwa 30 davon in Deutschland und gründete mit Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky und Paul Klee die Gruppe Die Blaue Vier. In der Ausstellung ihrer eigenen Werke im Jahr 1919 kann man die Keimzelle ihrer geradezu missionarischen Tätigkeit für diese Gruppe und andere Vertreter der europäischen Moderne erkennen.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
Familie und Netzwerk
Feininger, T. Lux (geb. 1910 gest. 2011)
Feininger, Andreas (geb. 1906 gest. 1999)
Lebensstationen
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Herwarth Walden
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Kurzbiografie
Herzogliches Museum
Im heutigen Herzog Anton Ulrich Museum fand Emmy Scheyers erste Ausstellung ihrer eigenen Gemälde statt, die gleichzeitig einen wichtigen Grundstein für ihre spätere Arbeit als Kunstagentin legte.
Als Emmy Scheyer vorwiegend in Braunschweig lebte, zeigte das prächtige Haus an der Museumstraße, das 1887 eröffnet und bis 1918 Herzogliches Museum genannt wurde, seinem Publikum nicht nur seine Sammlungen von flämischen und deutschen, französischen und italienischen Gemälden, Skulpturen und Kupferstichen, sondern auch Werke von lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Drei- oder viermal im Jahr waren dann Ausstellungen zu sehen, die für Emmy Scheyers Entwicklung als Malerin wichtig waren: in den Jahren 1903 bis 1917 mehrmals solche von Charles J. Palmié, Anna Löhr und Gustav Lehmann.
Im Mai 1916 löste die Ausstellung „Expressionisten – Kubisten“ der Berliner Galerie Der Sturm, die in diesem Haus zu Gast war, einen Sturm der Entrüstung aus. Damals stand Emmy Scheyer wohl zum ersten Mal Werken von Gabriele Münter, Paul Klee und Franz Marc gegenüber. Vielleicht erlebte sie auch Herwarth Walden, den Leiter der Galerie, mit seiner sehr selbstbewussten Art der Kunstvermittlung.
1917 fragte sie den Direktor des Museums, Paul Jonas Meier, ob sie bei ihm die Ölbilder und Plastiken ausstellen dürfe, die sie selber geschaffen hatte. Das Vorhaben kam erst im Dezember 1919 zustande. Emmy Scheyer konnte etwa fünfundzwanzig ihrer Ölbilder zeigen, die sie zum Teil mit dem Pseudonym Renée signiert hatte. Ein Zeitungskritiker rühmte ihre farbenprächtigen Stillleben und nannte folgende Bildtitel: „Lehmanns Atelier mit Blick auf München“, „Leere Bühne“, „Cellospieler“, „Italienische Gasse“, „Arbeiter an der Drehbank“, „Wagen auf dem Felde“ und „Gelbes Haus“. Einige Bilder wurden verkauft. Zu erfahren, wo sie und andere Werke Emmy Scheyers sich heute befinden, wäre ein großer Gewinn für die Forschung. Warum die Malerin ihre Bilder nicht auch im Kunstsalon Dörbandt (siehe 3) oder im Städtischen Museum (siehe 22) präsentierte, ist eine offene Frage.
Der finanzielle Erfolg ihrer Ausstellung an der Museumstraße freute Emmy Scheyer so sehr, dass sie Alexej von Jawlensky vorschlug, zur Verbesserung seiner Lebensumstände Ausstellungen seiner Werke zu organisieren. In den folgenden Jahren veranstaltete sie etwa 30 davon in Deutschland und gründete mit Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky und Paul Klee die Gruppe Die Blaue Vier. In der Ausstellung ihrer eigenen Werke im Jahr 1919 kann man die Keimzelle ihrer geradezu missionarischen Tätigkeit für diese Gruppe und andere Vertreter der europäischen Moderne erkennen.
Quellennachweis:
Galka-Scheyer-Atlas
K. Keßler und G. Holzgang, „Galka Scheyer in Braunschweig Auf Spuren der jüdischen Kunstvermittlerin“. Bet Tfila - Forschungsstelle für Jüdische Architektur in Europa, Braunschweig, 2021. GBV
Autorenschaft:
K. Keßler; G. Holzgang
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