Oskar Rosenkranz
Kurzinformation
Die Familie lebte von dem Einkommen, das Nathan als Tuch- und Manufakturwarenhändler verdiente. Das gut gehende Geschäft ermöglichte ihm den Kauf zweier Häuser, 1881 das Haus Vititorwall 4 und 1884 das Eckhaus Schilderstraße/Bahnhofstraße. Innerhalb der Jüdischen Gemeinde kam er als Vorstand der Synagogengemeinde – ein Amt, das er von 1881 bis 1884 innehatte – zu Ansehen.
Als Nathan Rosenkranz 1908 starb, wurde sein Besitz unter den Söhnen aufgeteilt. Siegmund erhielt das Haus am Vititorwall, Oskar jenes in der Schilderstraße. Da Siegmund zu jenem Zeitpunkt bereits in Hamburg lebte, zog seine Mutter Bertha in das Haus ein und lebte dort bis zu ihrem Tod 1925. Oskar übernahm die Aufgabe, sich um die Geschäfte in Goslar zu kümmern.
Kurzbiografie
Der Name Rosenkranz ist in Goslar seit etwa 1870 bekannt. Nathan Rosenkranz betrieb in diesem Haus einen Tuch- und Manufakturenwarenhandel. Sein Sohn Jacob Rosenkranz, genannt Oskar, führte gemeinsam mit seiner aus Coppenbrügge stammenden Frau Else das Geschäft zunächst weiter und wurde später Handelsvertreter. 1902 kam die Tochter Erna zur Welt. Zeitzeugen beschrieben Oskar Rosenkranz als korrekten und zuvorkommenden Geschäftsmann, doch mit Hitlers Machtübernahme 1933 änderte sich das Leben der Familie Rosenkranz schlagartig.
Die Bevölkerung wurde aufgerufen nicht mehr bei jüdischen Geschäften einzukaufen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die allgemeine Diskriminierung zwangen Oskar und seine Familie schließlich dazu, Goslar zu verlassen. Anfang 1939 zog die Familie nach Hamburg, denn sie hofften, in der Anonymität der Großstadt, weniger Anfeindungen ausgesetzt zu sein als hier in der Kleinstadt Goslar. Zudem hofften sie von dort aus mithilfe verwandtschaftlicher Beziehungen eher auswandern zu können. Von Hamburg aus versuchte Oskar Rosenkranz, sein Haus in Goslar zu verkaufen. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde ein Laubengang gefordert. Der Laubengang, so wie er heute zu sehen ist, musste von einem zukünftigen Käufer gebaut werden, was den Verkauf des Hauses deutlich erschwerte und in die Länge zog. Am 25.10.1941, als Oskar, seine Frau und seine Tochter in das Ghetto Litzmannstadt in der polnischen Stadt Lodz deportiert worden, wurde ihr gesamtes Vermögen beschlagnahmt. Im Originaldokument vom 26.11.1941 schrieb der Oberfinanzpräsident Hamburg an das Amtsgericht Goslar: "Der Jude Oskar Israel Rosenkranz ist am 25. Oktober 1941 evakuiert worden. Sein Vermögen ist beschlagnahmt und dem Deutschen Reich verfallen. Zu der Vermögensmasse gehört nach eigenen Angaben ein Grundstück in Goslar am Harz, Adolf-Hitler-Straße 31." Die Rosentorstraße hieß nämlich in der NS-Zeit Adolf-Hitler-Straße. Else, Erna und Oskar Rosenkranz wurden ab Hamburg gemeinsam mit 1031 weiteren Menschen in überfüllten Viehwaggons in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich. Die Menschen litten an Unterernährung, starben massenhaft an Krankheiten oder erfroren im Winter. Das Ghetto diente vor allem als Zwischenlager vor der Deportation in die Vernichtungslager. Else, Erna und Oskar Rosenkranz wurden schließlich am 12. Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort ermordet.
Der in England lebende Neffe von Oskar Rosenkranz erbte nach dem Krieg das Haus. Er veranlasste 1956 im Zuge des Verkaufs, dass in Erinnerung an seine Bewohnerinnen und Bewohner, die in der NS-Zeit den gelben 'Judenstern' tragen mussten, das Haus den Namen Güldensternhaus erhalte. Die Stadt entsprach diesem Wunsch und brachte über der Arkade ein Schild an. Da die stark stilisierten Sterne des Schildes keine Davidsterne erkennen lassen, wissen jedoch heute leider die wenigsten, welche Bedeutung sich hinter dem Namen Güldensternhaus verbirgt.
Quellennachweis:
Adolf-Grimme-Gesamtschule (zuletzt eingesehen am 16.09.2025)
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