Messingmörser mit Stößel
Der Messingmörser hat einen Durchmesser von: oben 12,6; unten 6,9 cm und eine Höhe von 11 cm. Sein Gewicht beträgt 1400 g. Der Stößel hat eine Länge von 20 cm und ein Gewicht von 420 g. An der Seite befinden sich zwei rechteckige Griffe. Eine aufgesetzte rechteckige Platte trägt die Aufschrift: „Zur Erinnerung an Familie Richard Stein Neustadtgödens 1940".
Objektgeschichte
Die Familie Stein bestand aus vier Familienmitgliedern: Richard und Rosa mit ihren Kindern Kurt und Emma. Richard und Rosa Stein wurden als eine der letzten Juden aus Neustadtgödens nach Minsk deportiert und dort 1942 getötet. Emma wurde in Ausschwitz ermordet. Nachdem Kurt 1935 in die Niederlande emigrierte, hat er sich in Ennen niedergelassen. Nach 1945 holte er sich die Wertsachen, die seine Eltern einer christlichen Nachbarsfamilie anvertraut hatten, wieder ab.
Das Objekt wurde dem Museum anlässlich unserer Ausstellung „Jüdische Nachbarn“ von Herrn Michael Stoll über den Heimatverein geschenkt. Das Objekt stammt aus dem Nachlass seiner Großmutter Luise Stoll aus Sanderahm. Wie das Objekt zu Frau Stoll gekommen ist, konnte bisher noch nicht in Erfahrung gebracht werden.
Eingang 10.05.2013
Autor*in: Stephan Horschitz
Das Motto der Ausstellung lautet daher „Der Ort ist das Objekt”.
Die Synagoge von Neustadtgödens, die um 1852 erbaut wird, gehört zu den wenigen jüdischen Gotteshäusern in Deutschland, die im äußeren Baubestand erhalten geblieben sind. Durch verschiedene Umstände fällt sie nicht, wie andernorts, den Zerstörungen der Pogrome von 1938 zum Opfer.
Das imposante Gebäude zeigt den gesellschaftlichen Stand der jüdischen Gemeinde innerhalb Neustadtgödens. Allerdings wird durch mehrere Umbauten im Inneren die Synagoge so sehr umgestaltet, dass sie nur noch sporadisch an den Originalzustand erinnert. Mit Hilfe alter Pläne und Fotos ist es gelungen, den Originalzustand der Synagoge virtuell wieder aufleben zu lassen. Diese virtuelle Rekonstruktion stellt einen wichtigen Beitrag in der Dokumentation jüdischen Lebens in Neustadtgödens dar.
Die erste urkundliche Erwähnung eines jüdischen Bethauses in Neustadtgödens stammt aus dem Jahre 1752 auf dem Grundstück der heute noch bestehenden Synagoge. Auf Druck der NS-Behörden schließt die jüdische Gemeinde die Synagoge im Jahr 1936. Als Grund wird eine angebliche Baufälligkeit des Gebäudes angegeben. Um 1938 verkauft die Gemeinde das Haus an einen Handwerker. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass die Synagoge während der Pogrome nicht angezündet wird. Im Jahr 1961 erwirbt die Gemeinde Gödens das Haus und baut es zunächst zu einer Feuerwehrstation um, die bis 1986 genutzt wird. Erst danach setzt ein Umdenken der politisch Handelnden ein. Die Fassade wird weitestgehend wiederhergestellt und das Gebäude als Baudenkmal ausgewiesen. Seit 2003 befindet sich die ehemalige Synagoge in Privatbesitz. Im Rahmen von Gästeführungen ist das Erdgeschoss seit 2015 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet Informationen zur jüdischen Geschichte des Ortes.
Neben der ehemaligen Synagoge befindet sich Neustadtgödens in der glücklichen Situation, dass viele weitere Gebäude und Einrichtungen, die an die jüdische Gemeinde erinnern, im Ort immer noch zu finden sind. In den meisten Fällen ist auch bekannt, in welchem Haus jüdische Bewohner*innen gelebt haben. Zudem gibt es Gebäude und Plätze, die an die Ausgrenzung und Vertreibung der letzten Juden aus Neustadtgödens erinnern. Eine App lässt das jüdische Leben nunmehr wieder lebendig werden. Der virtuelle Rundgang durch die Stadt macht die Geschichten, die sich hinter den Bauwerken und Orten verbergen, wieder zugänglich und lebendig.
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