Auguste (Gustel) Moses-Nussbaum
Kurzinformation
Kurzbiografie
Auguste Moses-Nussbaum, die am 19. September 1923 in Emden geboren wurde, hatte eine enge familiäre Beziehung zu der Familie des Malers Felix Nussbaum, die ursprünglich aus Emden kam und 1900 nach Osnabrück gezogen war. 1937 musste Auguste Moses-Nussbaum ihr Elternhaus in Emden verlassen, um nach einem kurzen Aufenthalt in Nordhorn schließlich in den Niederlanden Zuflucht vor den Nationalsozialisten zu finden. Sie überlebte die nationalsozialistische Verfolgung zuletzt unter schwierigsten Bedingungen in einem Versteck im niederländischen Roermond. Zusammen mit ihrer Schwester Shulamith Jaari-Nussbaum, die in wechselnden Verstecken ebenfalls in den Niederlanden Rettung fand, war sie die einzige Überlebende der Familie. Ihre Eltern, die 1942 noch ihren Bruder Uri zur Welt gebracht hatten, der im Alter von sieben Monaten in Theresienstadt starb, und ihre Schwester Ruth wurden in Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg ging Auguste Moses-Nussbaum nach Israel und baute sich mit ihrem Mann Heinz Moses und ihren drei Kindern ein neues Leben auf.
Ende der 1950er Jahre machte sie sich zusammen mit ihrem Mann von Israel aus auf die Suche nach den Bildern ihres Cousins Felix Nussbaum. Die in einem Brüsseler Versteck gelagerten Werke wurden ihnen schließlich 1969 ausgehändigt. In einer abenteuerlichen Überführung der Bilder nach Osnabrück gelangte der mehr als 100 Bilder umfassende Nachlass in die Heimatstadt des Künstlers. Die enge Zusammenarbeit zwischen Auguste Moses-Nussbaum als Vorstand der Erbengemeinschaft und dem städtischen Museum legten den Grundstein der Sammlung des Malers im Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück. Nach dem Tod ihrer Schwester Shulamith Jaari-Nussbaum in Beer Tuvia 2019, Israel, war sie die letzte Zeitzeugin und Überlebende der Familie des Künstlers, die sich dem Vermächtnis des Malers angenommen hatte: Felix Nussbaums Wunsch „Wenn ich untergehe lasst meine Bilder nicht sterben, zeigt sie den Menschen“ verstand sie als Auftrag und Verpflichtung. Die Erhaltung und Rettung der Bilder Felix Nussbaums und die Erinnerung an den Künstler waren ihr Lebenswerk.
Die Stadt Osnabrück und das Felix-Nussbaum-Haus im Museumsquartier Osnabrück, das den Aufbau der weltweit größten Sammlung Felix Nussbaums ihrem Engagement verdankt, ist Auguste Moses-Nussbaum eng verbunden. Zuletzt lebte sie in einer Seniorenresidenz nahe Tel Aviv. Wie das Felix-Nussbaum-Haus nun bei dem Versuch, Auguste Moses-Nussbaum zu erreichen, erfahren hat, ist die Cousine des Malers dort bereits am 7. Oktober 2021 verstorben. Sie wurde 98 Jahre alt.
Quellennachweis:
Nachruf Moses-Nussbaum (zuletzt eingesehen am 25.04.2024)
Das Festjahr in Niedersachsen im Rückblick
Die Ehemalige Jüdische Schule Leer ist eine Gedenk- und Begegnungsstätte in Trägerschaft des Landkreises Leer. Als letzter „steinerner Zeuge“ der Synagogengemeinde Leer widmet sie sich dem Gedenken an jüdische Bevölkerung aus dem Landkreis. Zu ihren Kernaufgaben gehören die Erforschung, Vermittlung und Präsentation jüdischer Lokalgeschichte sowie Veranstaltungen zu aktuellem jüdischen Leben in Deutschland.
In dem Zeitraum vom 17. Oktober 2021 bis 30. Januar 2022 wird die Schule zum Austragungsort der beeindruckenden Ausstellung „Ich packe meine Koffer…“.
Das Projekt setzt sich auf künstlerischer Ebene mit den Lebenserinnerungen von Auguste (Gustel) Moses-Nussbaum auseinander. Gustel Moses-Nussbaum wächst in Ostfriesland als jüdisches Mädchen auf. Im Dritten Reich wird sie von den Eltern getrennt in den Niederlanden versteckt. Nach ihrer Flucht sieht sie sich gezwungen in das damalige Palästina zu migrieren. Jede Station ihres Lebens ist mit Erfahrungen, Eindrücken, Objekten und Bildern belegt.
Die Ehemalige Jüdische Schule Leer und die Kulturwerkstatt Leer begeben sich gemeinsam mit der Theaterregisseurin und Künstlerin Katharina Birch, dem Künstler und Fotografen Benyamin Reich und dem Sounddesigner Shorty Gerriets auf die „Reise“ von Gustel Moses-Nussbaum.
Durch Installationen und Fotografien wird ihre Geschichte nachgezeichnet und der Bogen in die Gegenwart gespannt.
Was haben ihre Erfahrungen mit uns heute zu tun? Was bedeutet Identität? Und was bedeutet Identität für Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen?
Quellennachweis:
„Eintausendsiebenhundert Jahre jüdisches Leben in Deutschland - Projekte zum Festjahr aus Niedersachsen“. Niedersächsischer Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Hannover, 2021. GBV
Autorenschaft:
Niedersächsische*r Landesbeauftragte*r gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens
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