Maor Shani

Am Institut für Psychologie der Universität Osnabrück konzentriere ich mich in meiner Forschung auf das Verständnis und die Konfrontation von Diskriminierung, einschließlich Antisemitismus. Kürzlich wurde eine Veranstaltung mit dem Titel „Reflexion über die Rolle der Akademiker in den Diskussionen zur Situation in Palästina und Israel“ organisiert, an der ich aufgrund ihrer Relevanz für meinen persönlichen Hintergrund und meine akademischen Interessen gerne teilnehmen wollte.
Leider musste ich feststellen, dass die Vorbereitungsmaterialien zu dieser Veranstaltung – ein offenes Pad in welches jeder und jede seine oder ihre Gedanken schreiben konnte – schockierenderweise explizit antizionistische und antisemitische Aussagen, Anschuldigungen eines Genozids an Israel und sogar Unterstützungen für Pro-Hamas-Gruppen enthielten. Ich kontaktierte sofort die Veranstaltungsorganisator*innen und die Universitätsleitung und forderte, einen inklusiven und respektvollen Dialog zu gewährleisten.
Anstatt die antisemitischen Untertöne anzusprechen, wurde beschlossen, die Teilnahme auf den organisierenden Fachbereich zu beschränken, was mich effektiv von der Veranstaltung ausschloss, und das eigentliche Problem umging. Diese Reaktion drängte nicht nur mich an den Rand, durch sie wurde auch eine beunruhigende Zurückhaltung meiner Universität im Umgang mit Antisemitismus deutlich.
Ich habe das Gefühl, dass die Universität mit dieser Entscheidung dazu beigetragen hat, Antisemitismus zu normalisieren. Statt Jüd*innen vor Antisemitismus zu schützen, wurden Antisemit*innen vor Jüd*innen geschützt. Ich habe den Eindruck, dass hier wegen meiner Zugehörigkeit zu Israel oder zum Judentum unfair mit mir umgegangen wurde und bin enttäuscht von meiner Universität.
Maor Shani ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent in der Abteilung für Entwicklungspsychologie am Institut für Psychologie, Universität Osnabrück, spezialisiert auf politische Psychologie und intergruppale Beziehungen. Seine Forschung konzentriert sich auf die Rolle von Emotionen in Konflikten und die Entwicklung von Interventionen zur Förderung der Versöhnung und Bekämpfung von Rassismus und Antisemitismus.